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Zehn Hausnummern weiter: Die Kaffeestube Gutleut ist wieder geöffnet

Die Hoffnungsgemeinde hat ihre "Kaffeestube Gutleut" in neuen Räumlichkeiten wieder eröffnet. Das Angebot für ein günstiges Mittagessen gibt es jetzt in der Gutleutstraße 131. Willkommen sind Menschen mit wenig Geld, aber auch alle anderen.

Mittagessen für alle: Die Kaffeestube Gutleut ist in umgezogen und jetzt in der Gutleutstraße 131 zu finden.  |  Foto: Leonhard Hamerski
Mittagessen für alle: Die Kaffeestube Gutleut ist in umgezogen und jetzt in der Gutleutstraße 131 zu finden. | Foto: Leonhard Hamerski

„Wie schön, dass hier jetzt wieder auf ist“, sagt die alte Dame, die schon um halb zwölf mit drei anderen am Tisch sitzt. „Zuhause bin ich immer so allein.“ Eine andere nickt. „Ja, und das Essen kostet ja auch nicht viel. Nur 3 Euro 50.“

Mitte Januar hat die Kaffeestube Gutleut der Hoffnungsgemeinde in neuen Räumlichkeiten wieder ihren Betrieb aufgenommen. Der Umzug war dringend notwendig geworden, sagt Pfarrerin Jutta Jekel: Kurz nach dem Auszug aus dem zweiten Stock in der Gutleutstraße 121 ist dort die Decke eingestürzt.

In den neuen Räumen in der Gutleutstraße 131 entfällt jetzt auch das Treppensteigen, das einigen alten Gästen doch sehr schwer wurde. Stühle und Tische sind neu angeschafft, die Küche modern ausgestattet. Auch der Innenhof soll genutzt werden, sobald die Temperaturen es erlauben. Die Nachbarinnen und Nachbarn haben zugestimmt. Ein Teil soll mit Rasen begrünt werden, drumherum sollen Bänke zum Sitzen einladen.

Schon am ersten Tag des neuen Betriebs sind um zwölf Uhr alle Tische belegt. Es gibt Pilzsuppe und Wiener Schnitzel. Marianne Schröder, die leitende Servicekraft, serviert allen Gästen individuell Vorspeise und Hauptgang, dabei wird sie von ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt.

„Das Servieren ist ebenso ein Teil der Wertschätzung wie die neuen Räume“, sagt Pfarrerin Jekel. Schröders Mann Ralf ist der neue Koch. „Die Schröders sind mit ganzem Herzen dabei. Sie kümmern sich liebevoll um die Tischdekoration und backen auch mal einen Kuchen zusätzlich.“

In die alte Kaffeestube kamen täglich 60 bis 80 Menschen. Mindestens so viele werden auch am neuen Ort erwartet. Die Gäste kommen nicht nur aus der Bahnhofsgegend, sondern aus ganz Frankfurt. Wer nicht genug Geld hat, kann sich bei einer Frankfurter Kirchengemeinde einen Gutschein holen und bekommt das Essen dann kostenfrei. Alle anderen bezahlen 3,50 Euro.

Es sollen nämlich nicht nur Arme, Einsame und Obdachlose hier essen. Willkommen sind auch Büromenschen in der Mittagspause. „Zu unserer großen Gemeinde gehören sozial sehr unterschiedliche Stadtteile“, sagt Pfarrerin Jekel. „Die, denen es besser geht, nehmen hier wahr, dass andere Menschen in Not sind und helfen oft gerne.“

Der Umbau des Hauses hat 400.000 Euro gekostet, die Hälfte hat der Evangelische Regionalverband Frankfurt bezahlt, die andere Hälfte die Gemeinde selbst aufgebracht. Der laufende Betrieb kostet im Jahr 100.000 Euro. „Viele Einzelpersonen spenden regelmäßig“, sagt Kirchenvorsteher Helmut Völkel. „Je nach Geldbeutel zwischen 50 und sogar 1000 Euro. Jeder Betrag ist wichtig.“ Die private Cronstettenstiftung ist fest mit im Boot, und auch eher wohlhabende Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altenstift Cronstettenhaus wünschen sich manchmal zum Geburtstag lieber Spenden für die Kaffeestube statt anderer Geschenke.

Eine neue Kooperation ist die Hoffnungsgemeinde mit dem Evangelischen Verein für Innere Mission eingegangen: Zwei Mitarbeiter des Vereins werden in der Kaffeestube Möglichkeiten für weitere Angebote entwickeln. „Wer wenig Geld hat, ist oft auch vom sozialen Leben und von kulturellen Angeboten ausgeschlossen“, erklärt Pfarrerin Jekel. „Die beiden werden erfragen, was die Leute sich wünschen, wozu sie Lust haben. Zum Beispiel Spielnachmittage oder mal einen Ausflug.“

Auch wer Schuldnerberatung oder soziale Beratung braucht, kann jetzt über die Innere Mission direkt in der Kaffeestube an entsprechende Angebote weitervermittelt werden.

Die Kaffeestube ist montags, dienstags, mittwochs und freitags sowie an jedem zweiten Wochenende von 11.30 bis 16 Uhr geöffnet.


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Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.