Unermüdlich – in Sachen Posaune und auf vielen anderen Feldern
Hat ihr Tag 48 Stunden? Den Eindruck könnte man bei Nicole Lauterwald, 52, gewinnen. Die Archivarin leitet in der Kirchengemeinde Nordwest den Posaunenchor Bonhoeffer Brass, sie ist neuerdings Vorstandsmitglied des Fördervereins der Evangelischen Akademie Frankfurt, wirkt bei mAqom – Kirche und Zuflucht e.V. als Schatzmeisterin mit, ist Mitglied beziehungsweise Delegierte unter anderem im Öffentlichkeitsausschuss des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland. Als Sprecherin der Stadtteilgruppe 7 ist Lauterwald im Kreisverband Frankfurt von Bündnis 90/Die Grünen aktiv – ihr Sohn Johannes ist Ortsvorsteher des Ortsbeirats 7 und hat den Koalitionsvertrag für die Grünen mitverhandelt, sie engagiert sich auch in der Landesarbeitsgemeinschaft Religiöse in Hessen und in der Bundesarbeitsgemeinschaft Christ*innen der Partei. Die Rödelheimerin gehört der Stadtsynode, sozusagen dem Kirchenparlament, und dem Musikausschuss des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach an – und das passt in einen Alltag?
Lauterwald leitet ihren Instagram-Account „aber.die liebe“ ein: „Die Liebe Gottes zu uns Menschen verändert Gesellschaft, Kirche und Politik“. Im Gespräch äußert sie: „Die Gesellschaft braucht einfach den Glauben und damit das Bewusstsein der Menschen, selbst nicht allmächtig zu sein“ und ein paar Sätze später: „Man muss, um etwas mit Freude tun zu können, davon begeistert sein.“ Immer wieder kommt sie dabei auf ihre Liebe zur Musik und aufs Posaunenspiel. Rund 200 Frankfurteri:innen zwischen acht und 88 haben sich in Kirchengemeinden Blechblasinstrumenten verschrieben, schätzt sie. Lauterwald ist bemüht darum, die Posaunenchöre zu Auftritten auf Gassen und Plätzen zu motivieren, am 3. Oktober war sie bei „Deutschland singt“ auf dem Frankfurter Römerberg dabei, bis vor kurzem hoffte sie noch auf Posaunenchor-Auftritte vom Turm der Alten Nikolaikirche herab zur Adventszeit. Der Wunsch musste dieser Tage aufgegeben werden – alles, was zu viele Menschen auf einem Fleck zusammenführt, soll auf dem Weihnachtsmarkt vermieden werden.
Lauterwald ist keine, die sich davon allzu lang verdrießen ließe, sie überlegt andere Aktivitäten für die Adventszeit. In der Kirchengemeinde Nordwest ist auch in diesem Jahr wieder das Kurrendeblasen von Bonhoeffer Brass geplant. Nach alter Tradition zieht der Posaunenchor durch den Stadtteil, um die Menschen in der Adventszeit mit Musik zu erfreuen. „Gerade in einem so multikulturell und multireligiös geprägten Stadtteil wie der Nordweststadt oder auch in Niederursel merkt der Posaunenchor, wie die Musik dabei über alle vermeintlichen religiösen Grenzen hinweg Gemeinschaft entstehen lässt“ so Lauterwald.
Stolz ist sie auf den ersten Jugendposaunentag, der im September unter dem Motto „Hört hin: Brass for future“ in der Heiliggeistkirche stattfand. Kinder ab zehn Jahren waren eingeladen, Blechblasinstrumente kennenzulernen. Jugendliche aus verschiedenen Gemeinden probten eigens für sie arrangierte Stücke, aber auch frei Improvisiertes, ein Schlagzeuger sorgte für anregende Impulse, ein Gottesdienst und Konzert rahmten die Veranstaltung am Sitz des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach ein. Lauterwald will es dabei nicht belassen, sondern möchte den Posaunentag gerne wiederholen, vielleicht dann für eine andere Generation. Johanna Winkler, Dekanatskantorin, die den Jugendposaunentag mitorganisiert hat, war auf jeden Fall angetan von der Veranstaltung
Über weitere Aktivitäten Lauterwalds wird gewiss im Netz zu lesen sein, nicht zufällig hat sie Anfang des Jahres neben ihrem Beruf und all ihrem Engagement an der Ruhruniversität Bochum den überkonfessionellen Master-Studiengang „Crossmediale Glaubenskommunikation" aufgenommen.