So viele Stimmen, so viele Klänge
Flöte, Geige, Gitarre, Laute – alles hat die Kirchenmusikerin Andrea Berkler schon in Jugendjahren gespielt: Mit 13 begleitete die aus der Lutherstadt Worms Stammende einen ganzen Gottesdienst am Harmonium, auf Jugendfreizeiten hat Berkler nach jedem sich bietenden Instrument gegriffen, „das hat Spaß gemacht“ – nur eins fehlte in all den Jahren: die Orgel. Ende Oktober wird Berkler nach 39 Jahren in der evangelischen Andreasgemeinde in Eschersheim mit 65 in den Ruhestand verabschiedet. Seit Jahrzehnten hat sie selbstverständlich die Tasten und Pfeifen im Griff, erfreut sich an der 1988 installierten Hillebrand-Orgel der Andreasgemeinde, aber damals, als sie nach ein paar Semestern Theologie - „Hebräisch, all das habe ich gemacht und trotzdem war ich unsicher, ob es das richtige ist“ – zum Kirchenmusikstudium wechselte, war Berkler erstmal skeptisch, ob ein Einstieg ohne Orgelvorkenntnisse richtig ist.
Die zu jener Zeit noch in Frankfurt bestehende Kirchenmusikschule hat sie besucht – und dort schnell gemerkt, Kirchenmusikerin ist genau der richtige Beruf für sie. 1979 schloss Andrea Berkler die Ausbildung ab. Aufbaustudien folgten in den Fächern Orgel und Carillon – Glockenspiel. Nach dem Abschluss ging sie erste Berufsschritte in Sossenheim, von 1980 bis 1994 spielte Berkler zudem das Carillon der Alten Nikolaikirche auf dem Frankfurter Römerberg. Wöchentlich wechselte sie sich mit einer Kollegin dort ab und erfreute die in der Innenstadt Flanierenden mit umfassenden Kompositionen.
1981 wurde ihr Hauptbroterwerb – und eine Möglichkeit, mit Leidenschaft den Beruf auszuüben – die Kirchenmusikstelle in Eschersheim. Kantorei, Kinderchor, Flötenkreis, Seniorenchor, Gitarrenkreis, „eigentlich habe ich alles gemacht“, erzählt Berkler. Stadtweit hat sie sich engagagiert in Kommissionen. Mit großem Engagement und viel Geduld und Akribie sammelte Berkler über zwei Jahrzehnte die Programmpunkte der Kolleginnen und Kollegen für den Kirchenmusikflyer, den die evangelische Kirche alle drei Monate veröffentlicht.
Andrea Berkler wohnt unweit ihrer bisherigen Wirkungsstätte, dort will sie auch bleiben. Ihre Nachfolgerin tritt am 1. Dezember ihren Dienst an, „ich wünsche ihr viel Freude an der Arbeit und Gottes Segen“, sagt Berkler. Die angehende Pensionärin hat viel vor, sie kann sich vorstellen, im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig zu werden und die Musik wartet: Gambe möchte Andrea Berkler spielen, eine Vielzahl an Noten steht im Regal und eine Reihe von Büchern – langweilig wird es ihr gewiss nicht.
Andrea Berkler verabschiedet sich am Sonntag, 18. Oktober, 18 Uhr, im Rahmen eines Gottesdienstes in der Andreaskirche, Kirchhainer Straße 2, von der Gemeinde. Die eigentliche Entpflichtung ist für den 24. Oktober vorgesehen, sie kann wegen Corona nur mit geladenen Gästen stattfinden.