Praunheimer Lokalkolorit: die Buntglasfenster der Auferstehungskirche von Willi Petri
„Für mich sind die Fenster etwas Besonderes, weil sie in der ansonsten schlichten, im Altarraum sogar fast kahlen Kirche einen künstlerisch-verspielten Kontrapunkt setzen“ schwärmt Sven Köllen vom Bauausschuss der Lydiagemeinde. Die Rede ist von den Buntglasfenstern der Auferstehungskirche in Frankfurt-Praunheim, die kürzlich für Aufregung sorgten: Im Herbst 2021 mussten die gut dreißig Jahre alten, nach Entwürfen des Praunheimer Lokalmalers Willi Petri gestalteten Bilder ausgebaut werden, weil sie herunterzufallen drohten – ihre Befestigung war zu schwach ausgelegt. Sie wurden von der Restauratorin Ulrike Kunert aus Wiesbaden fachgerecht geglättet und von der Glasbaufirma Michael Hubert aus Eltville in stabile Rahmen gefasst.
„Wenn zu Gottesdienstzeiten die volle Sonne eines Sonntagmorgens durch das Südfenster strahlt und die bunten Farben zum Leuchten bringt, dann ist dies ein wunderbarer Anblick“, sagt Köllen. „Mancher Kunstkenner oder wer sich dafür hält mag ein wenig die Nase rümpfen über die naive Darstellung, aber für mich als gebürtigen Praunheimer hat Willi Petri in sehr gelungener Weise die Landschaft meiner Heimat eingefangen und hier verewigt.“
Tatsächlich war Willi Petri ein Praunheimer Original, der zahlreiche Bilder mit Lokalbezug schuf. Er verbrachte sein ganzes Leben von 1916 bis 2009, abgesehen von seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg, in dem Stadtteil. Da er von seiner Malerei nicht leben konnte, führte er einen Betrieb für Siebdruck und Plakatmalerei, arbeitete später bei „Hartmann & Braun“ als Lagerarbeiter. Viele seiner Werke sind bis heute in Praunheimer Haushalten oder im Archiv des Bürgervereins zu finden. Erst Postum wurde er geehrt: Seit 2011 hängt an seinem ehemaligen Wohnhaus Am Ebelfeld 19 eine Gedenktafel, und eine Niddabrücke heißt „Willi-Petri-Steg“. Zu seinem 100. Geburtstag 2016 würdigte die Frankfurter Rundschau Petri als „malenden Chronisten Praunheims“.
Die Idee, die Fenster der 1770 errichteten barocken Auferstehungskirche mit Buntglas zu gestalten, entstand Ende der 1980er Jahre, um dem Gebäude mehr Stimmung zu verleihen. Das Fenster an der Südseite wurde 1988 eingebaut, es trägt den Titel „Geh aus, mein Herz“ nach dem bekannten Lied von Paul Gerhardt und zeigt das morgendliche Erwachen der Natur – mit Blumen, Schmetterlingen, Tauben, Fischen und einem Gotteshaus, das an die Praunheimer Kirche erinnert. „Mein persönlicher Zweittitel des Motivs lautet ‚Zwischen Nidda und grünen Taunusbergen‘ in Anlehnung an einen Band regionaler Frankfurter Märchen und Sagen“, sagt Sven Köllen.
Das andere Fenster trägt den Titel „Erwachen, Auferstehen“ und wurde 1990 eingebaut. Es zeigt eine aufgehende Sonne als Symbol für die Auferstehung Jesu. „Da es auf der Nordseite liegt, hat es nicht ganz die Gunst der direkten Sonnenbestrahlung, auch wenn dies zum sonnigen Motiv gut gepasst hätte“, sagt Köllen. „Dennoch strahlt auch dieses Fenster eine besondere Kraft aus, mit der aufgehenden Sonne, Ihren Strahlen und der Taube im oberen Zentrum.“
Die jetzt notwendig gewordene Sanierung der beiden Fenster hat nach Auskunft der Gemeinde rund 16.000 Euro gekostet, die zur Hälfte aus der Bauunterhaltungspauschale gedeckt und zur anderen Hälfte durch eine großzügige Spende des Gemeindemitglieds Heinz Pfeil aufgebracht wurden. Der Bauunternehmer Horst Ehlers aus der Gemeinde hat für Aus- und Wiedereinbau jeweils kostenfrei Gerüste zur Verfügung gestellt.