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Mit zwei „Standbeinen“ im Einsatz für eine Kirche in Bewegung

In ihrem Kurzprofil schreibt Renate Zingler: „Zwei Berufe, die sich gegenseitig befruchten. Zwei theoretische und praktische Standbeine“: Zum einen ist die 56-Jährige Theologin und Pfarrerin im Ehrenamt – und zwar in der Gethsemanegemeinde im Nordend, zum anderen ist sie Personalerin und Diplom-Kauffrau – tätig in der Personalabteilung eines Energieversorgers.

Renate Zingler, eine Frau mit zwei Berufen: Zum einen ist sie Personalerin und Diplom-Kauffrau, zum anderen Pfarrerin im Ehrenamt in der Gethsemanegemeinde. |
Renate Zingler, eine Frau mit zwei Berufen: Zum einen ist sie Personalerin und Diplom-Kauffrau, zum anderen Pfarrerin im Ehrenamt in der Gethsemanegemeinde. | Bild: privat

Diese beiden Standbeine bringt sie jetzt im evangelischen Nachbarschaftsraum „Innenstadt“ ein: mit Gesprächsabenden unter dem Motto „Menschen leben Kirche!“ Drei Abende im Foyer der Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße 90, sind vorgesehen. Der erste am 19. August, weitere am 9. September und am 7. Oktober, jeweils von 18 bis 19.30 Uhr. In den Gemeindebriefen der Innenstadtgemeinden steht „Offene Gruppe, Theologische Begleitung“, Zingler will es lieber „Geistliche Begleitung“ nennen, sonst würden die Leute vermuten, die theologischen Ansprüche seien allzu hoch gehängt.

Was bedeutet der Wandel, was bringt die organisatorische, personelle und inhaltliche Verquickung, darum soll es gehen „für die Menschen, die in den Gemeinden ihren Glauben leben“. „Kraftschöpfen aus der Bibel“, das ist nicht der Duktus für diese Treffen, „eher eine Sprache finden, für das, was passiert“. Beim ersten Treffen geht es um Gebet, Gemeinde, Geist und EKHN2030, beim zweiten um die Entwicklung der Kirche im Laufe der Jahre und beim Abschluss um die Frage „Wem richten wir die Frohe Botschaft aus?“.

„Change Management“, die Kommunikation von Veränderungen, ist zentral in dem Beruf, mit dem Renate Zingler ihren Lebensunterhalt verdient, „HR Business Partner“ nennt sich, was sie bei dem kommunalen Energieunternehmen betreibt. Konkreter: strategische Change-Projekte im Umfeld von Energiewende und Klimawandel, Digitalisierung von HR – Human Ressource-Prozessen, Gestaltung von HR-Zukunftsthemen.

Zukunftsthemen sind ja auch das, was mit dem Prozess „EKHN2030“ angepackt werden. Im Rahmen dessen wurden für das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach im vergangenen Jahr die zehn Nachbarschaftsräume gebildet, darunter der „Nachbarschaftsraum 9 Innenstadt“, zu dem neben Gethsemane, Sankt Katharinen, Sankt Pauls und Sankt Peters gehören. Aktuell geht es hier wie in den anderen Bereichen um die Ausgestaltung: Wo wird welches Personal eingesetzt, was wird aus den jeweiligen Immobilien? „Change“ in Unternehmensdeutsch. Und HR – kann bei EKHN 2030 übersetzt werden mit: „Es geht um Menschen, um haupt- und ehrenamtlich Tätige“.

Renate Zingler, die in der Gethsemanegemeinde Gottesdienste hält, die zudem bei den dort abgehaltenen Gottesdiensten der Projektgemeinde „nicht nur für Lesben und Schwule“ mitwirkt, ist Pfarrerstochter. 1988 hat sie in Erlangen das Theologiestudium aufgenommen. Nach dem Vikariat in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Abschluss 1,8, gab es nicht genügend Pfarrstellen, sie fing 1999 als Personalerin bei einem Offenbacher Unternehmen an, zwischen 2008 und 2017 arbeitete sie bei einem Neu-Isenburger Unternehmen, das im Umweltbereich tätig ist, parallel dazu, von 2007 bis 2010, absolvierte sie im Fernstudium die Ausbildung zur Diplom-Kauffrau.

Als Pfarrerin im Ehrenamt ist sie auch nicht abhängig von der Kirche, soweit es um ihren Lebensunterhalt geht – die zwei Standbeine, sie können hilfreich sein. Renate Zingler will gerne im Nachbarschaftsraum mitwirken, dass „ihre Kirche“ bei allen anstehenden organisatorischen Fragen auch das Geistliche im Auge behält.


Autorin

Bettina Behler 321 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach