Jugendgottesdienst: Ob fasten oder nicht, was zählt, ist die Freiheit
„Iss ma‘ ne Wurst, Bruder – entpann Dich, ja?“ Gothic Hip-Hop wummert im Gemeindehaus Sossenheim. Eine Lichtmaschine taucht die bunten Kirchenfenster in wechselndes Licht, aus der Nebelmaschine dringt ein Schwall feuchte Luft. Dazu schwingen drei Konfi-Teamer aus Sossenheim und Rödelheim, Lea Altersberger, Lara Jüpther und Robert Haack, lange dünne Würste im Takt.
„Jetzt geht’s um die Wurst“ heißt der witzige, aber auch gehaltvolle Jugendgottesdienst zur Fastenzeit, den sie sich ausgedacht haben. Pfarrer Till Schümmer aus Rödelheim und Pfarrerin Charlotte Eisenberg aus Sossenheim haben ihn unterstützt. „Eine wirklich gute Truppe“, lobt Eisenberg. „Die traut sich was.“
„Leute in unserem Alter gehen ja nicht unbedingt jeden Sonntag in die Kirche“, sagt Altersberger. „Deshalb war es uns das Wichtigste, einen Gottesdienst mit Pepp zu machen.“ Das gelingt zum einen mit viel Musik und modernen englischen Kirchensongs, zu denen sich auch die Gemeinde bewegen darf. Und zum anderen mit einer kleinen Theatereinlage von Charlotte Eisenberg. Sowie einem höchst witzigen Interview von Altersberger mit dem 17-jährigen Liam Schümmer, der heute die Predigt hält.
Die Fragen wurden vorab unter den vorwiegend jugendlichen Gottesdienstteilnehmenden gesammelt und sind zum Teil auch ganz persönlich: „Hast du eine Freundin? Was willst du mal werden? Warum bist du Vegetarier?“ Liam Schümmer antwortet souverän. Und erzählt in seiner Predigt schließlich von den Schweizer Bürgern, die 1522 im Beisein des Reformators Ulrich Zwingli Wurst aßen und damit demonstrativ gegen das Fastengebot verstießen. Zwingli machte dabei aber nicht mit, aß selbst keine Wurst.
Schümmer erzählt, dass er Vegetarier ist und von eigenen Erfahrungen mit Protest bei „Fridays for Future“. Und am Schluss sagt er: „Es kann gut sein, auch mal was wegzulassen, wie in dem Lied gerade „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. Aber ob ihr nun fastet oder nicht: Lasst Euch vor allem nicht Eure Freiheit nehmen. Amen.“
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