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Mitten im Gallus: die Gemeinde „Frieden und Versöhnung“

Die Mainzer Landstraße kennt fast jeder in Frankfurt, sie ist die zentrale Verkehrsachse durch das Gallus. Fast parallel dazu verläuft die ruhige Frankenallee, an deren westlichem Ende sich die monumentale Friedenskirche erhebt. Sie ist das Herz der evangelischen Gemeinde in einem der multikulturellsten Stadtviertel Frankfurts.

Inge Lang und Arne Knudt vom Kirchenvorstand der Gemeinde Frieden und Versöhnung. Die Friedenskirche in der Frankenallee wird zurzeit saniert, deshalb finden die Gottesdienste im Saal der Unterkirche statt. Foto: Rolf Oeser
Inge Lang und Arne Knudt vom Kirchenvorstand der Gemeinde Frieden und Versöhnung. Die Friedenskirche in der Frankenallee wird zurzeit saniert, deshalb finden die Gottesdienste im Saal der Unterkirche statt. Foto: Rolf Oeser

Weithin sichtbar sind die kantigen Doppeltürme aus roten Klinkersteinen: Die 1928 eingeweihte Friedenskirche ist das Herz der evangelischen Gemeinde im Gallus, die seit der Fusionierung mit der Versöhnungsgemeinde im Jahr 2009 den symbolträchtigen Namen „Frieden und Versöhnung“ trägt.

Das Zusammengehen der beiden Gemeinden ist kein Thema mehr, auch der Verkauf der Versöhnungskirche an die Serbisch-orthodoxe Gemeinde ist verschmerzt. „Wir sind froh, dass die Kirche weiterhin als Gotteshaus genutzt wird. Sie ist sogar zum Bischofssitz geworden, und wir haben gute Kontakte zur dortigen Gemeinde“, sagt Kirchenvorsteher Arne Knudt (48), der selber in der Versöhnungskirche konfirmiert wurde. Geblieben ist im westlichen Gallus eine Kindertagesstätte der Gemeinde, eine weitere Kita ist in einem Anbau der Friedenskirche untergebracht.

Neben der Kirche duckt sich eine bescheidene Häuserzeile mit kleinen einfachen Wohnungen des Städtebaumeisters Ernst May. Wer die Querstraße passiert, trifft jenseits der Krifteler Straße auf die teuren Neubauten des Europaviertels. „Es kommen viele aus dem Europaviertel zu uns“, sagt Knudt und freut sich über die fröhlichen Stimmen im Nebenraum des Büros. Dort trifft sich gerade der Kinderchor, der wie der Kindergottesdienst bei den jungen Familien aus der Neubausiedlung sehr beliebt ist.

An der Straßenfront der Kirche hängt ein Banner mit der Aufschrift „Wer barmherzig ist, dem wird Barmherzigkeit zuteil“. Es weist auf eine gemeinsame Aktion der christlichen und muslimischen Gemeinden mit dem „Arbeitskreis interkultureller Dialog“ hin. Das Gallus ist ein Stadtteil mit hoher Dichte von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Es gibt mehrere Moscheen, aber auch eine koreanische Gemeinde. „Wenn Feste anderer Gemeinden und Glaubensrichtungen sind, gehen wir hin. Auch umgekehrt ist das so“, betont Knudt.

„Wir sind eine fröhliche und aktive Gemeinde“, sagt Inge Lang (77), geboren, getauft und konfirmiert im Gallus, und ebenfalls im Kirchenvorstand aktiv. Wenn sie von der jährlichen Gemeindefreizeit erzählt, gerät sie ins Schwärmen: „Siebzig Personen, Alt und Jung zusammen, Familien und Alleinstehende!“

Lang ist auch in der Evangelischen Frauenhilfe aktiv. Regelmäßig trifft sich in der Gemeinde eine Müttergruppe, donnerstags kann zusammen gefrühstückt werden, und abends heißt es „Tanz Mit“. Aber auch die spirituellen Abende mit Pfarrer Nulf Schade-James, der seit 1989 Seelsorger in der Gemeinde ist, werden gerne angenommen.

Im Gespräch ist zurzeit ein weiteres Projekt. „Wir möchten auf dem Friedhof Griesheim ein Urnengemeinschaftsgrab kaufen, damit es für unsere Gemeindemitglieder eine Alternative zur anonymen Beerdigung gibt“, erklärt Knudt.


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Autorin

Anne Rose Dostalek ist freie Journalistin und lebt in Frankfurt am Main.