Mit Tandems auf der Suche nach bezahlbaren Wohnungen
Die vielen Briefkästen vor dem Gebäude im Hausener Weg fallen sofort ins Auge. Es müssen Hunderte sein, passend zur Größe der Immobilie, die einst ein Forschungsinstitut beherbergte. Seit 2019 dient der Gebäudekomplex als Übergangsunterkunft für etwa 250 wohnungslose und geflüchtete Menschen, erklärt Martin Franke vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe. Sie wohnen in kleinen Apartments und haben so immerhin ihre Privatsphäre. „Das ist längst nicht in allen Übergangsunterkünften so“, sagt Franke.
Etwa 170 Menschen in Familien und 80 Alleinstehende beherbergt das Haus aktuell. „Damit sind wir komplett ausgelastet.“ Viele wohnen hier schon seit Jahren. Dabei ist die Idee einer Übergangsunterkunft, wohnungslosen Menschen nur so lange ein Dach über dem Kopf zu bieten, bis sie eine eigene Wohnung finden. Aber in Frankfurt ist das nahezu unmöglich. Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware. Viele Menschen mit wenig Geld konkurrieren um die wenigen Sozialwohnungen. Besonders für Familien sei es schwer, eine Wohnung zu finden, sagt Franke. „Ab drei Zimmern geht das Angebot gegen null.“
Weil das Team im Hausener Weg nicht nur auf Wohnraum-Zuweisungen vom Amt für Wohnungswesen setzen will, startete im Frühjahr ein neues Projekt: Ehrenamtliche und Bewohner:innen bilden Tandems und gehen gemeinsam auf Wohnungssuche. Um Ehrenamtliche zu finden, startete die Einrichtung einen Suchaufruf auf einer Plattform für Ehrenamtliche im Internet.
Auch Lea Roth wurde über „ehrenamtssuche-hessen.de“ auf das Projekt aufmerksam und entschloss sich, ihr Wissen rund um die Wohnungssuche zu teilen. Die 32-Jährige bildet zusammen mit Bewohnerin Salma (Name geändert) ein Tandem. Salma ist 2015 aus Eritrea nach Deutschland gekommen und lebt seit 2020 am Hausener Weg. Die beiden durchforsteten gemeinsam die gängigen Wohnungsportale, Lea Roth schrieb dann die Makler an, wenn beide dachten, ein Angebot käme in Frage.
In diesem Fall hat es geklappt: Die 38-jährige Eritreerin hat den Zuschlag für eine kleine Wohnung im Frankfurter Norden bekommen. Im November kann sie einziehen, und bis dahin gibt es noch viel zu tun. Auch dabei hilft ihr Lea Roth. „Ich bleibe, solange mich Salma braucht. “ sagt sie.
Martin Franke und sein Team wollen das Tandem-Projekt ausweiten. Wer an einem solchen ehrenamtlichen Engagement Interesse hat, kann sich unter martin.franke@evvfwh.de melden.
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