Kein Platz für Schindler
Die Benennung des Platzes vor dem Frankfurter Hauptbahnhof nach Emilie und Oskar Schindler lässt weiter auf sich warten. Vor über zwei Jahren hat der Ortsbeirat beschlossen, den Ort, wo Oskar Schindler seit 1957 wohnte, nach dem Retter von rund 1.200 Jüdinnen und Juden und seiner Frau zu benennen. Aber die Terminfindung sei schwierig, sagte Ortsvorsteher Michael Weber (CDU) jetzt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wahrscheinlich werde der Termin im nächsten Frühjahr sein.
Während Schindler in Israel verehrt wird, war das Interesse an seiner Geschichte in Deutschland nie sehr groß. Nach dem Krieg konnte der Industrielle beruflich nicht mehr Fuß fassen und lebte von einer kleinen Rente und Zuwendungen Geretteter als völlig Unbekannter in einer Dachkammer an der Adresse Am Hauptbahnhof 4.
Der damalige Stadtjugendpfarrer und spätere Propst Dieter Trautwein lernte ihn Ende der 1960er Jahre zufällig kennen und wollte Schindlers Geschichte bekannt machen. Er lud ihn zu Veranstaltungen ein, die aber kaum auf Interesse stießen. Im Nachkriegsdeutschland gab es nur wenig Bereitschaft, sich mit der Vernichtung der Jüdinnen und Juden zu beschäftigen.
Oskar Schindler starb im Oktober 1974 im Alter von 66 Jahren. Erst 1994 wurde seine Rettungsaktion durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ international bekannt. Propst Trautwein schrieb später, Schindlers Geschichte sei deshalb so lange verdrängt worden, weil sie eine Anklage gegen alle gewesen sei, die an den NS-Verbrechen beteiligt waren. Und eine Anfrage an alle, die dazu geschwiegen und nicht geholfen hatten.
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