Juwele der Kirchengeschichte, Teil 9: die Johanniskirche in Bornheim
Bornheim ist älter als Frankfurt. Schon um 500 gab es dort wohl ein kleines Dorf. Um 1275 war Bornheim der Mittelpunkt der Königsgrafschaft Bornheimer Berg, gehörte dann zu Hanau, war von 1475 bis 1866 ein Frankfurter Dorf und wurde danach eingemeindet. Um 750 existierte eine eigene Pfarrei mit einer vorkarolingischen Kapelle, die später erweitert wurde. Im Jahr 1261 wurde erstmals ein Kirchhof erwähnt, 1527 wurde Bornheim evangelisch.
Die heutige Kirche wurde 1779 eingeweiht. Die Pläne stammten von dem Frankfurter Stadtbaumeister Johann Andreas Liebhardt. Die Kirche wurde am 4. Mai 1896 wohl nach Johannes dem Täufer genannt.
Im Lauf der Zeit gab es immer wieder Renovierungen, so auch 1948 zur Behebung der Bombenschäden vom 11. Dezember 1944, zum Jubiläum 1980 eine grundlegende Sanierung, sowie die neuste Renovierung 2014.
Die Verwendung von Mauerresten der Vorgängerkirchen und Reste des alten Kirchhofes haben wohl dazu geführt, dass der Turm nicht axial steht und der Chor schräg angesetzt ist. Auch hat die Kirche kein Westportal, wie man bei einem Fassadenturm erwarten sollte. Der Eingang liegt an der Südseite der Turmvorhalle. Durch Vorhalle, Freitreppe und Stieghaus ist die zum Kirchplatz gelegene Ostseite aufgewertet.
Das Mauerwerk besteht innen aus Bruchsteinen und ist außen verputzt. Turm und Schiff oberhalb des Hauptgesimses sind aus Holz konstruiert und mit Schiefer gedeckt. Dabei besticht das elegante Mansardendach. Städtebaulich beherrschend ist der hohe Turm, mit fünfzig Metern etwa doppelt so hoch wie das Kirchenschiff. 40 Prozent davon macht die Dachkonstruktion aus. Der großzügig konturierten Kuppel verdankt die Kirche den liebevollen Spitznahmen „Zwiwwel-Kersch“. Unter dem flachen Tonnengewölbe tragen marmorierte Holzsäulen die Emporen.
Der Kanzelaltar von 1779 stammt von dem einheimischen Schreiner Dietz, zwei bekrönende Engel über seinen Säulen von dem renommierten Frankfurter Barockbildhauer Johann Leonhard Aufmuth. Die Engel weisen auf das Kruzifix über dem Altar hin. 1813 stiftete Anton Ulrich Carl von Holzhausen das Altarblatt, ein Ölgemälde der Heimkehr der Familie Jesu, das sich bis in die 1870er Jahre dort befand. Die vier Altarfenster von 1896 an der Ostseite wurden 1948 durch Darstellungen der vier Evangelisten ersetzt.
1873 wurden flankierende Durchgangsbögen zu östlicher Vorhalle und Stiegenhaus entfernt. Die dekorative Ausmalung durch Johann Andreas Benjamin Nothnagel ging verloren.
Der Altarraum wurde 2014 verändert. Es wurde ein durchgehendes Holzpodest eingebaut. Die alten Prinzipalstücke (Altartisch, Taufstein, Lesepult) wurden entfernt und durch neue ersetzt, die die Nürnberger Künstler Arnold & Eichler hergestellt haben. Im Innenraum wurden die alten Bänke durch Stühle ersetzt. An den Wänden umlaufende Bänke bieten weiteren Platz.
Das denkmalgeschützte Orgelgehäuse stammt aus dem Jahr 1874. Als bisher größtes Gemeindeprojekt seit der Behebung der Kriegsschäden wurde im Jahr 2008 von der Berliner Orgelbaufirma Karl Schuke eine neue Orgel gebaut. Besonders erwähnenswert ist die Übernahme einiger Teile – im Umfang von etwa vier Registern - der 1874 von der Firma Walcker in Ludwigsburg gebauten Orgel, die nach dem Zweiten Weltkrieg nur provisorisch wiederhergerichtet worden war. Die neue Orgel umfasst 32 Register mit 2 Manualen und Pedal. Eine Besonderheit ist die Registerkanzelle im Schwellwerk für die Oboe mit eigener Windversorgung und Windschweller.
Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Adresse: Ecke Turmstraße/Große Spillingsgasse, Sonntagsgottesdienst: 10 Uhr. Besichtigung: Zur Zeit laut Auskunft der Pfarrerin nicht möglich.
Hier finden Sie alle Artikel unserer Reihe "Juwele der Kirchengeschichte"
0 Kommentare
Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.