Hans-Conrad Blendermann kennt „Gott und die Welt“
Seit Jahrzehnten kennt Stadtdekan Achim Knecht Hans-Conrad Blendermann aus der Gemeindearbeit. Zum Abschied des 65-Jährigen nach 37 Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit des Evangelischen Jugendwerks (EJW) im Frankfurter Nordwesten, zitiert Knecht im EJW-Magazin einen Mitarbeiter, der Blendermann bei den Vater-Kind-Wochenenden erlebte, die der angehende Ruheständler vor 30 Jahren aus der Taufe hob: „Der Hans-Conrad ist ein echter Knaller.“ Wenn Blendermann so nebenbei im Gespräch fallen lässt, „ich kenne Gott und die Welt“, dann hat das ziemlich viel mit der Wirklichkeit zu tun. Er ist viel unterwegs in Gemeinden, am Telefon, auf Instagram und Facebook.
In drei Begriffen fasst der gebürtige Bremer, der zuerst in einem Autohaus lernte, später eine theologische Ausbildung begann und berufsbegleitend an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt (EFH) Sozialpädagogik studierte, seine Antriebskräfte zusammen: „Glaube, Gemeinschaft, Begeisterung,“
Und so kann er Kinder auch mitreißen, etwa das kleine Mädchen, das bei einer der Gemeinde-Übernachtungen Heimweh empfand und sich dann doch drei Wochen später wieder anmeldete. Das Mädchen hat Mut geschöpft und Angst überwunden – das meint Blendermann, wenn er zu Überlebensnächten in Gemeinden, zuletzt in Bethanien am Frankfurter Berg, einlädt. „Da werden keine ,Würmer' vertilgt, auch keine Kröten geschluckt, sondern es wird mit viel Spiel und Spaß einiges übers Leben vermittelt.“
Seit seinen Anfangstagen 1985 beim Evangelischen Jugendwerk hat sich einiges geändert, mittags um drei zur Jungschar zusammenzukommen, passt kaum noch zum Alltag der Teenager. Die Schule endet später als noch in den Achtzigern, Sport, Treffen und anderes muss eingepasst werden, Digitales lockt. „Es ist auch schwierig, um 14 Uhr Ehrenamtliche zu gewinnen“, ergänzt Hans-Conrad Blendermann. Gruppen finden 2022 eher um 17 Uhr oder in anderem Rhythmus statt, alle 14 Tage, einmal im Monat oder als Projekt. Der im Frankfurter Norden Beheimatete will es nicht groß beklagen. Was ihn freut, ist, dass er zuletzt unter dem Motto „Sport, Spiel, Spannung“ in der Turnhalle der Kerschensteinerschule in Frankfurt-Hausen ein Angebot machte.
„Unruhestand, den Begriff mag ich nicht“, sagt Blendermann. „Lebendiger Ruhestand, das gefällt mir.“ Weiter will er sich um die Männergruppe, die Vater-Kind-Wochenenden des EJW kümmern, seit vergangenem Sommer gibt es Zwillingsenkel, Tom und Ben, seine Frau ist in Pension seit einem Jahr. Überraschend und doch irgendwie nett, auf die Frage nach seinen Hobbys sagt der auch als Fundraiser Ausgebildete und in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für das EJW-Tätige spontan: „Mittagsschlaf, den finde ich toll.“
Arman Nazari, 1987 im Iran geboren, ist als Jugendreferent Nachfolger von Blendermann beim EJW, Netzwerken und Fundraising liegen zukünftig bei Frauke Rothenheber mit halber Stelle.