Gemeinsam frühstücken, lachen, Freundschaften knüpfen
Stimmengewirr, Brötchen, Auberginencreme: Wer in den Raum des Interkulturellen Frauencafés in der Leo-Gans-Straße kommt, möchte sich am liebsten dazusetzen. Nicht nur, weil sich auf einem langen Tisch ein Büffet mit Köstlichkeiten aus aller Welt auftut, sondern weil einem sofort alles entgegenschlägt, was einen wunderbaren Vormittag ausmacht. Etwa 20 Frauen sitzen hier, die miteinander vertraut scheinen. Sie lachen viel und laut, und immer wieder kommen sie in verschiedenen Konstellationen ins intensive Reden: „Wie geht`s dir?“ „Wir haben uns Sorgen gemacht, wo warst du in den letzten Wochen?“ „Was hat der Arzt gesagt?“. Während an der anderen Tischseite jemand eine Playlist aus tanzbarer Musik vom Handy abspielt.
Hier, nur einen Steinwurf entfernt von dem Kinder und Familienzentrum , wo das Frauencafe seinen Anfang nahm, in der unscheinbaren Wohnung in einem Häuserblock der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia, ist ganz offensichtlich eine besondere Gemeinschaft entstanden. Längst gibt es eine WhatsApp-Gruppe, in der sich die Frauen auch für Freizeitaktivitäten verabreden oder sich kontaktieren, wenn es Probleme gibt.
Jeden Freitag treffen sich Frauen aus dem Stadtteil in der Zeit zwischen 9.30 Uhr und 11.30 Uhr an diesem Tisch, um sich miteinander auszutauschen, Mitgebrachtes gemeinsam zu frühstücken und um Themen aufzugreifen, die sie bewegen. „Ich bin immer so glücklich, hier zu sein“, sagt Imane, 35 Jahre alt: „Das Frauencafé ist wie eine Familie für mich, nach einer Woche voller Stress und dem ganzen Hin und Her mit den Kindern kann ich mal zur Ruhe kommen und bekomme wichtige Informationen und Anregungen .“
Sie wurde in Marokko geboren und lebt seit 15 Jahren in Frankfurt, wie Saida (48), die aber schon als Kleinkind nach Deutschland kam. Die Mutter von vier Kindern kommt schon lange zum Frauencafé. „Wir lachen hier viel, sehr viel“, sagt sie. Aber es gehe auch um sehr ernste Themen, und es werde offen geredet. Über die Trauer einer Frau, deren Mann gestorben ist. Über die Krebserkrankung einer anderen. Und über die Kinder, mit denen es nicht immer rund läuft. Es sind Frauen mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen hier, sie haben ihre Wurzeln in der Türkei und Marokko, Mali und Äthiopien, Griechenland und Iran, und treffen auf alteingesessene Fechenheimerinnen, gesprochen wird deutsch.
Fevziye Kocak und Güler Petla, zwei ehrenamtliche Fechenheimerinnen, leiten das Frauencafé im Hintergrund, begleitet von der Quartiersmanagerin Leonore Vogt und gefördert im Frankfurter Programm - aktive Nachbarschaft. Trägerin ist die Diakonie Frankfurt. „Die Frauen vernetzen sich hier ganz großartig, unterstützen sich und erleben Selbstwirksamkeit “, sagt sie. Regelmäßig werden Referentinnen eingeladen zu Themen die die Frauen vorschlagen. Bei diesen Treffen geht es dann um Gesundheitsberatung und Stressbewältigung, Patientinnenrechte und die Pubertät, aber auch um Hilfe bei Gewalterfahrungen. Zwischendurch kochen alle zusammen, stellen Quitten- und Apfelmarmelade her, feiern Bayram, backen Plätzchen und kommen regelmäßig zu kreativen Nachmittagen zusammen.
Was sie tun, strahlt offensichtlich weit über den Frühstückstisch hinaus: 2023 hat das Interkulturelle Frauencafé den Städtischen Nachbarschaftspreis im Bereich Nachbar:innen für Nachbar:innen gewonnen. Im Flur hängt ein Foto von gehäkelten Söckchen für Neugeborene. „Es lohnt sich also, bei uns schwanger zu werden“, ruft eine Frau vom Tisch herüber, und wieder erschallt lautes Lachen.
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