Warenwelt voller Widersprüche: Ist ethisch shoppen möglich?
Der Umsatz aus fair gehandelten Lebensmitteln ist in den letzten Jahren auf geschätzte 340 Millionen Euro rasant angestiegen. Gut so. Zum Vergleich: Der Umsatz von Aldi beträgt 41 Milliarden. Als Fairer Handel (englisch „Fair Trade“) wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem die Erzeugerpreise für die gehandelten Produkte über dem jeweiligen Weltmarktpreis angesetzt werden. Damit will man den Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen ermöglichen. Außerdem sollen in der Produktion internationale Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Die Waren stammen meist aus den so genannten Entwicklungsländern. Selbst im Tourismus hat sich die Fair-Trade-Bewegung durchgesetzt. „Faires Reisen“ heißt hier der neue Trend.
Auch beim Absatz von Bio-Produkten ist die Nachfrage steigend. Lebensmittelskandale – ob Gammelfleisch oder Dioxin in Eiern – haben viele zum Umdenken veranlasst. Doch der Marktanteil beträgt lediglich 3,4 Prozent, die Pro–Kopf–Ausgabe nur 71 Euro im Jahr. Immerhin sind inzwischen Bio–Regale auch in ganz normalen Supermärkten zu finden. Allerdings hat in einer globalisierten Welt auch Bio eine Kehrseite: Jedes zweite verkaufte Bio–Gemüse ist eine Möhre. Und die kommen auch aus Italien, Portugal, Spanien und Israel. Bio–Zwiebeln können schon mal aus Argentinien stammen. „Gesund“ und „aus der Region“ sind zwei Kriterien, die nicht immer leicht zu vereinbaren sind. Oder: Wer keinen Atomstrom verbrauchen will, kann zu anderen Anbietern wechseln. Doch ist es nicht automatisch ausgeschlossen, dass der Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken stammt.
Der Verbraucher, die Verbraucherin ist sicher souverän in der eigenen Kaufentscheidung. Aber es ist eben nicht einfach, sich zu orientieren. Im Alltag ist der Anspruch, „ethisch“ einzukaufen oft eine Überforderung.
So wundert es auch nicht, was wissenschaftliche Studien zum Kaufverhalten sagen: Ein beträchtlicher Teil unserer Einkäufe sind Routine, die sich nur begrenzt beeinflussen lässt. Das Gute daran: Offenbar ist die manipulative Kraft der Werbung nicht so stark. Allerdings bedeutet das auch, dass sich das Konsumverhalten über Informationen nur begrenzt verändern lässt.
Es ist oft mühevoll, sich die für die Kaufentscheidung notwendigen Informationen zu beschaffen. Eingeführte Labels, aber auch Internetplattformen können da helfen. Auf www.nachhaltigkeitsrat.de findet man einen Ratgeber für nachhaltiges Einkaufen. Fair gehandelte Produkte stehen auf www.fairtrade-deutschland.de, und www.oeko.de informiert über nachhaltigen Konsum. Interessante Informationen gibt es auch unter www.lebensmittelklarheit.de, der Seite der Verbraucherzentrale.