Ethik & Werte

Barmherzigkeit ist ein guter Leitfaden – auch in der Fußgängerzone

Wie streng sollen Städte gegen das Betteln in ihren Innenstädten vorgehen? Und darf es Sondergenehmigungen wie die für „Eisenbahn-Reiner“ geben? Darüber erhitzen sich mal wieder die Gemüter. Am 7. Oktober gibt es dazu eine Diskussion im Liebfrauen-Forum.

Eisenbahn-Reiner in der Frankfuter City: Ist das noch Betteln oder schon Kunst? | Foto: Rolf Oeser
Eisenbahn-Reiner in der Frankfuter City: Ist das noch Betteln oder schon Kunst? | Foto: Rolf Oeser

Wer sich öfter in der Frankfurter Innenstadt aufhält, kennt ihn bestimmt: Er sitzt auf der Liebfrauenstraße und hat ein Arrangement aus Spielzeugen um sich herum aufgebaut, das jeden Blick auf sich zieht. „Eisenbahn-Reiner“ nennen die Frankfurter:innen den wohnsitzlosen Reiner Schaad, der für seinen Standort eine Sondergenehmigung der Stadt hat.

Doch jetzt wird diese ausgerechnet vom Mönch eines Bettelordens erneut zur Diskussion gestellt. Die Rede ist von Bruder Paulus Terwitte. Der Kapuziner leitet im Liebfrauenkloster den Franziskustreff, wo es für Obdachlose Frühstück und im Winter auch Wärme gibt. Trotzdem will er, dass Reiner Schaad seinen Platz verlässt. „Liebe braucht Ordnung, nur dann kann sich jemand entwickeln.“

Eine barmherzige Haltung den Menschen gegenüber, die aus unterschiedlichen Gründen auf der Straße leben und betteln, gehört schon immer zum Kern des christlichen Selbstverständnisses. Viele Stellen in der Bibel fordern dazu auf, den Armen zu helfen und den eigenen Wohlstand mit anderen zu teilen. Soll man Bettler:innen also vorbehaltlos helfen?

Schon allein durch die körperlich sichtbare Präsenz der Armut inmitten voller Geschäfte stören bettelnde Menschen den schönen Schein der Innenstädte. Sie widerlegen die Illusion der Teilhabe aller durch Konsum, die dort verkauft werden soll. Und was ist, wenn sie von der Spende nicht Nahrung, sondern Alkohol kaufen?

Die Caritas empfiehlt, Bettelnden trotzdem Geld zu geben: „Menschen, die auf der Straße leben, haben oft Suchtprobleme. Sie brauchen den Alkohol, um zu überleben, auch wenn sich das erst einmal paradox anhört. Ein kalter Entzug auf der Straße kann lebensbedrohlich sein.“ So steht es in einer Handreichung des Wohlfahrtsverbands.

Wie soll also die Stadt Frankfurt mit „Eisenbahn-Reiner“ und anderen Bettlern und Obdachlosen in der City umgehen? Gelegenheit zur Debatte gibt es am Donnerstag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Kloster Liebfrauen mit Bruder Paulus Terwitte und der designierten Frankfurter Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP). Moderator ist der FR-Redakteur Georg Leppert.


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Anne Lemhöfer 147 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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