Vier Jubiläen in einem Jahr

Sowohl auf Verbands- als auch auf Stadtdekanatsebene gibt es Erinnerungsdaten – von fünf bis 125

erv-jubi

2024 ist ein Jahr der Jubiläen für die Evangelische Kirche in Frankfurt: Für das um Offenbach erweiterte Stadtdekanat sowie für den entsprechenden Evangelischen Regionalverband: 125, 50, 10 und fünf kann begangen werden.

Fünf Jahre ist es her, dass es zur Bildung eines gemeinsamen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach kam, zum 1. Januar 2019 geschah dies. Fünf Jahre zuvor, am 1. Januar 2014, wurde aus vier Dekanaten in Frankfurt eines gebildet. Wo vorher noch nach Himmelsrichtungen unterschieden wurde, gab es fortan nur noch ein Stadtdekanat an der Seite des Evangelischen Regionalverbandes.

Der Evangelische Regionalverband wurde 1974 gebildet – also vor 50 Jahren. Zum Evangelischen Regionalverband schlossen sich der Gemeindeverband und die Dekanate zusammen. Beauftragt wurde der Regionalverband mit Übergemeindlichem – von Baulichem bis hin zu Sozial-Diakonischem für alle Generationen reicht das Spektrum.

Anlässlich des Jubiläums erläuterte der aktuelle Stadtdekan und Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, unlängst in der Mitarbeitendenzeitung der hiesigen Kirche: „Die übergemeindliche Arbeit wurde in Fachbereichen neu organisiert. So konnten die Kirchengemeinden als Solidargemeinschaft Aufgaben übernehmen, die ihre eigene Kraft eigentlich überstiegen. Die Vielzahl und Vielfalt der heutigen Aufgaben des ERV ist enorm“.

Ein weiteres Jubiläum, das bis ins Jahr 1899 zurückreicht, hebt Kamlah in seinem Beitrag hervor: 125 Jahre Stadtsynodalverband. Am 27. September 1899 unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. als König von Preußen auf einem Jagdurlaub im ostpreußischen Rominten die „Kirchengemeinde- und Synodalordnung für die evangelischen Kirchengemeinschaften des Konsistorialbezirks Frankfurt am Main“ (Gründungsurkunde für den Frankfurter Gemeindeverband). Am 1. Dezember 1899 trat das neue Konsistorium erstmals zusammen. In der neuen Ordnung war die Aufteilung der ehemals einen lutherischen Stadtgemeinde in sechs Einzelgemeinden festgeschrieben, die zusammen kamen in dem Stadtsynodalverband.

Jürgen Telschow, ehemaliger Leiter der Verwaltung der hiesigen evangelischen Kirche und profunder Kenner der Historie der örtlichen Kirche, berichtet: der Verband „war Träger der Rechtsansprüche gegenüber der Stadt und erhob dann auch die Kirchensteuer. Dass diese Form der Selbstverwaltung von Kirchengemeinden in der Großstadt zweckmäßig war, wird daran deutlich, dass sich dem Verband später die Frankfurter Landgemeinden, vormals kurhessische und nassauische unierte Gemeinden, die neu gebildeten Frankfurter Gemeinden und die Frankfurter Dekanate anschlossen“.

Vielfältig hat sich Jürgen Telschow, der eine dreibändige Geschichte der evangelischen Kirche in Frankfurt seit der Reformation verfasst hat, publizistisch, aber auch ehrenamtlich, geprägt von einem Ansatz der Transparenz und Schonungslosigkeit mit der evangelischen Kirche im Dritten Reich befasst. Zu dem Verband sagt er bezüglich der Jahre zwischen 1933 und 1945, dieser sei „relativ unbeschadet“ durch das Dritte Reich gekommen, er habe sogar mit dem Evangelischen Volksdienst Aufgabenfelder der vormaligen Landeskirche Frankfurt „übernehmen und retten“ können. Die sich daraus ergebende Erweiterung der Aufgaben war die Grundlage dafür, dass sich der Verband nach dem Zweiten Weltkrieg „mit seiner Diakonie, Beratungs- und Bildungsarbeit der später entwickelten Jugendsozialarbeit zu einem der großen Träger der freien Wohlfahrtspflege in Frankfurt entwickeln konnte“, so Telschow.

„Es ist unglaublich: Aus diesem Anfang vor 125 Jahren ist heute einer der größten sozial-diakonischen Träger im Rhein-Main-Gebiet mit 3000 Mitarbeitenden geworden. Täglich sorgen wir wertegeleitet auf christlichem Fundament segensreich für zehntausende Menschen“ , ist Markus Eisele, Diakoniepfarrer in der Verbandsleitung, dankbar. „Wir stehen in einer lebendigen Tradition, die wir gemeinsam tragen und fortentwickeln“, äußert Holger Kamlah angesichts der Jubiläen, „dabei leitet uns stets die Frage, was die Menschen brauchen. So werden wir weiter wirken in Frankfurt und Offenbach!“.