Opern sind meine Leidenschaft!
Mit Sankt Katharinen verbindet Sie?
Wartusch: Ich bin dort getauft und konfirmiert worden, habe dort den Zivildienst geleistet und meinen Mann 2022 geheiratet. Sankt Katharinen von der Wiege bis zur Bahre. Ich bin im geringfügigen Rahmen für die Senior:innenarbeit angestellt in der Gemeinde, widme mich allerdings seit Jahrzehnten in weit größerem Umfang den Aufgaben dort. Seien es die typischen Sekretariatsaufgaben oder die Vorbereitung und Leitung von diversen Seniorengruppen und -freizeiten. Das alles in wunderbarer Zusammenarbeit mit meiner Chefin Pfarrerin Gita Leber. Mir ist wichtig, dass ich im Namen der Gemeinde zuverlässig täglich für die Menschen erreichbar bin. Persönlich, per Telefon oder per E-Mail.
Woher nehmen Sie so viel Leidenschaft?
Wartusch: Ich habe schon vieles im Leben gemacht. Nach der mittleren Reife habe ich die Schule für Mode, Grafik und Design besucht – mit Praktikum bei der Ausstattung an der Frankfurter Oper, danach Maßschneider gelernt. Anschließend dann Zivildienst, dann Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Hessenkolleg und dann Studium zum Religionspädagogen. Das habe ich aber kurz vorm Ende abgebrochen, um meinen Eltern zu helfen, die familieneigene Gaststätte und Metzgerei in Frankfurt zu betreiben und ich habe dort einige Jahre gekocht. Ich koche leidenschaftlich gern. Das hat mir meine böhmische Großmutter beigebracht. Alles war gut und richtig so. Aber ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen, und wenn ich heute noch etwas beruflich mache, dann nur noch Dinge, die schön und sinnvoll sind, die auch meiner Seele guttun. Und das ist die Arbeit in der Gemeinde mit den Gruppen und Kreisen, Veranstaltungen zu Kunst und Kultur und Reisen. Alles mein Ding.
Was war das für ein Schicksalsschlag?
Wartusch: Ich bin im Frühjahr 1996 an Aids erkrankt. Ich war bereits im Endstadium und wog noch 56 Kilo. Mein damaliger Mann war gerade an dem Virus gestorben und der Arzt gab mir noch drei Monate. In dieser Zeit kam ein neues Medikament auf den Markt und schlug so gut an, dass ich mich erholte und meine Werte heute unterhalb der Grenze sind, die als ansteckend gilt. Natürlich sind die Nebenwirkungen erheblich. Meine Nieren sind verkalkt, meine Leber kaputt, aber es funktioniert alles und ich bin fit genug, um jeden Tag zu arbeiten. Für mich ist vieles relativ geworden. Wenn ich eine Nierenkolik habe, nehme ich zwei Tabletten und gehe ins Büro.
Woher Ihr Faible für die Oper?
Wartusch: Ich stamme ja aus einer Handwerkerfamilie. Damals gab es für solche Kinder noch wesentlich mehr Möglichkeiten, durch Bildung gefördert zu werden. Als ich 13 Jahre alt war, ist unser damaliger Lehrer mit uns in die Oper gegangen. Ich hatte vorher null Berührung damit. Aber damals ist bei mir ein Schalter umgelegt worden und meine Liebe zur Oper wurde entfacht. Man muss eine Tür aufmachen, um durchzugehen.
Worauf freuen Sie sich?
Wartusch: Auf die nächste Senior:innenfreizeit, die geht nach Südfrankreich. Auf einer dieser Fahrten ist mir bei einem Ausstellungsbesuch in München ein besonderer Schnappschuss gelungen. Drei unserer Fahrtteilnehmerinnen standen vor Ludwig I. – jede in einer sehr besonderen Geste und Haltung zur Situation, aber auch in Bezug zueinander. Ich fand es so anrührend und witzig, dass ich es mir auf Leinwand gezogen habe.