„Zum Abendmahl bitte die Nummer 4!“
Beim Stöbern auf www.evangelisch.de bleibe ich an der Überschrift „Gottesdienst-Institut empfiehlt Portwein zum Abendmahl“ hängen. Aha, und weiß soll er sein, denn ein weißer Portwein mache „mehr auf der Zunge her“, erläutert der Leiter des Instituts, Pastor Thomas Hirsch-Hüffell. Ich scrolle nach oben, aber nein, nirgendwo steht „Glosse“ oder „Satire“ als Rubrik. Ist also ernst gemeint. Weiter im Text.
Damit die Kirchengemeinde den Geschmack seiner Mitglieder trifft, könne auch eine Umfrage oder eine Weinprobe gemacht werden. Soso! Portwein ist aber so gar nicht mein Ding und schon gar nicht sonntags um zehn. Ich bevorzuge da lieber einen „Schloss Vollrads Kabinett
feinherb“. Doch ein Riesling ist nicht jedermanns Sache. Eine Weinprobe im Gemeindehaus ist daher nicht zielführend. Denn dem einen sagt dieser Wein zu, der anderen jener. Herr Hirsch-Hüffel, dann denken Sie Ihr gut gemeintes Anliegen doch bitte zu Ende: Legen Sie den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern eine Weinkarte in das Gesangbuch, so dass sich alle einen wohlschmeckenden Tropfen aussuchen können. Und wenn es dann nach vorne geht zum Altar und Abendmahl wird bestellt: „Ich probiere heute mal die Nummer 5, den trockenen Riesling von Kloster Eberbach“ und „ich nehme wie immer den badischen Weißburgunder.“