Neulich im Kabelkanal
Zugegeben, hier werden im Folgenden wieder reichlich Klischees bedient. Aber ich kenne nun mal echt keine Frau, die sich mit derart viel Inbrunst und Herzblut für technischen Schnickschnack interessiert und unermüdlich dahinter klemmt, das komplette häusliche Leben mit Technologie „zu vereinfachen“ und das traute Heim mit der neuesten Soft- und Hardware zu verschönern, wie manche Männer das tun. Eine auf jedes Zimmer und Familienmitglied abgestimmte „Alexa“ sorgt für die Unterhaltung und praktische Dienstleistung auf Sprachzuruf. Jedenfalls, wenn man es oft genug mit ihr versucht. Die Heizung regelt sich selbst, sprich wird irgendwie und irgendwo zentral zusammen mit den smarten Lichtquellen, den elektrischen Jalousien und der Kaffee- und Waschmaschine gesteuert. Und hat der Mann dann irgendwann den letzten Kabelkanal so gut wie unsichtbar irgendwo angebracht, den Homeserver mit WLAN-Hastenichgesehen und mit der neuesten Software upgedatet und zum Laufen gebracht ... dann, ja dann merkt frau, dass die Falle zugeschnappt hat. Früher blieben Frau-en aus Mangel an wirtschaftlichen Möglich-keiten in Beziehungen, heute weil sie nicht wissen, wie die Heizung an und aus geht. Das nenne ich mal eine moderne Beziehungsfalle. Das stellt frau dann auch im emanzipatorischen Sinne vor neue und für viele auch unliebsame Herausforderungen. Wer seine Selbstbestimmtheit nicht komplett verlieren will, muss das technische Schlaraffenland zu Hause wenigstens halbwegs blicken und beherrschen. Die besinnlichen Weihnachtstage sind vielleicht eine gute Gelegenheit, um sich unter seiner Anleitung da mal entspannt rein zu fuchsen.