Müll zu verschenken
Es ist ja eigentlich ein guter Gedanke: Das, was man selbst nicht mehr braucht, nicht einfach in den Müll schmeißen, sondern überlegen, ob nicht andere, vielleicht sogar Menschen, die nicht viel Geld haben, dafür Verwendung haben. Doch immer, wenn ich im gutbürgerlichen Nordend an solchen Geschenkstationen, die auf dem Bürgersteig eingerichtet wurden, vorbeikomme, frage ich mich: Wer möchte den völlig verbogenen und verrosteten Wäscheständer, die fast bis zur Unkenntlichkeit verschmutzte Mikrowelle, die 43 alten und unbeschrifteten Videokassetten, für die es kein Abspielgerät mehr gibt? Wer legt sich die am Straßenrand feil gebotene Matratze auf sein oder ihr Bett, die schon beim Betrachten einen Würgereiz auslöst?
Ich frage mich: Sind das etwas verpeilte Gutmenschen, die wirklich denken, dass sie anderen mit ihren „Müllgeschenken“ etwas Gutes tun? Oder sind es Schlitzohren, die, weil sie zu faul und zu geizig sind, ihren Müll auf ordentlichem und kostenpflichtigen Weg zu entsorgen, ihn einfach als Geschenk deklarieren?
Wie dem auch sei, ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es ein Fortschritt ist, dass diese Leute ihren Müll nicht, wie früher, einfach im Wald entsorgen, sondern an die Straße stellen. Denn so kann man gewiss sein, dass die genervten Nachbarn irgendwann die FES informieren, die dann nach drei Wochen den Müll auf Kosten der Allgemeinheit abholen. Aber zugeben muss ich natürlich auch, dass bei den Geschenkstationen manchmal Sachen gibt, die bereits eine Stunde später verschwunden sind.