Ernte wem Ernte gebührt
Am Anfang war eine Idee. Und zwar die von meinem Mann. So ein kleines Gemüsebeet, das müsste doch schön sein. Auch für die Kinder. Dass sie mal sehen, wie was wächst, wenn man pflanzt, hackt, mulcht, gießt, jätet und wieder hackt und gießt. Ja, das wäre schön. Die romantisch infizierten Kinder fanden das auch und so kam es zum Gemüsebeet. Klein und rund, denn mehr Romantik passt nicht in einen durchschnittlichen Reihenmittelhausgarten. Zur Ehrenrettung muss ich sagen: das Loch und die Umrandung erledigte mein Mann. Ich den
Rest. Also das mit dem Pflanzen, Hacken etc.
Die Kinder habe ich in der Nähe des Gemüsebeetes nicht mehr gesehen. Auch ein aufgeregtes „Guck mal, eine Zucchini!“ konnte sie nicht ködern. Mit bittersüßer Miene und dem Gefühl, mal wieder alles alleine machen zu müssen, adoptierte ich die Gemüsekinder motzend und zog sie groß. Manchmal kam ich erst in der Abenddämmerung zu ihnen, aber meine Zuwendung schien zu genügen. Tomaten und Zucchini vermehrten sich, wurden reif und ich konnte ernten. Abends gab‘s dann für alle Gemüsepfanne. Da war etwas in dieser schlichten Reihenfolge, das mich heimlich stolz und froh machte. Und bei Nieselregen in der Erde wühlen, hat auch was. Aber das bleibt mein Geheimnis.