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Seit zehn Jahren erhält die Miriamgemeinde anonyme Geldspenden

Die Frankfurter Miriamgemeinde konnte vielen Menschen bis heute damit helfen.

Foto: Thomas Volz
Foto: Thomas Volz

Mit einem Briefumschlag mit der Aufschrift ‚Spende für bedürftige Kinder in Bonames‘ fing vor zehn Jahres alles an“, erzählt Thomas Volz, ­Pfarrer der Miriamgemeinde. Und dann sei es so weitergegangen. Jedes Jahr erhält die Kirchengemeinde seitdem einen großzügig mit Geldscheinen bestückten Umschlag. Mal mit 400, mal mit 500 Euro darin. Wichtig ist dem Spender oder der Spenderin immer, dass mit dem Geld etwas „für Bedürftige in Bonames“ gemacht wird.

„Ich weiß nicht, von wem diese wunderbaren Briefumschläge stammen und ich verrate auch nicht, auf welchem Weg sie zu mir kommen. Aber vom ersten Moment an war es so gut und wichtig, mit diesem Geld helfen zu können“, berichtet Volz. „Wir haben als Kirchengemeinde auch vorher Menschen in besonderen Lebenssituationen geholfen und als ich vor knapp 20 Jahren in die damalige Gemeinde Bonames kam, waren es noch 5-Mark-Gutscheine für Backwaren, die ich an Durchreisende und Bedürftige weitergeben durfte. Aber der Bedarf war doch oft ein anderer und immer wieder auch größer“, erinnert sich der Pfarrer. Gleich im ersten Spendenjahr habe das anonym gespendet Geld zum Beispiel geholfen, Krebsmedikamente zu bezahlen, die nicht von der Kasse übernommen wurden, so Volz. Vielen Menschen habe die Gemeinde seitdem mit dem Geld von Mrs. oder Mr. Anonymus, wie Volz den unbekannten Absender nennt, helfen können. Er erinnert sich an Familien der kleinen Wanderzirkusse, die auf dem P&R-Platz Kalbach Station machen, oder an Menschen, deren Not manchmal nach außen gar nicht so sichtbar sei. „Wir konnten die Zugfahrkarte nach Südbayern für die Mutter eines Kindergartenkindes bezahlen, um ihren Vater noch einmal zu besuchen. Oder das Bücherregal für die Tochter eines Mannes, der nur eine Teilzeitstelle mit Mindestlohn hatte und die KFZ-Versicherung für eine Bezieherin von Transferleistungen, die mit ihrem klapprigen Kleinwagen ihren 10-jährigen Sohn regelmäßig zu einer lebenswichtigen medizinischen Behandlung nach Gießen fahren musste. Für eine Familie, die durch einen Unfall in eine existenzbedrohende Notlage geraten war, konnten wir eine sehr dringende Rechnung begleichen und für ein Schulkind, die beim Wechsel auf die weiterführende Schule nötige Ausstattung, auch Bücher, finanzieren. Und Lebensmittel für Menschen, bei denen das Ende des Geldes vor dem Ende des Monats kommt und einmal auch ein buntes Glitzergeschenk aus der Barbie-Ecke für eine armutsbetroffene Mutter, die ihrer Tochter damit diesen Herzenswunsch erfüllen konnte.“

Es gibt viele Geschichten, die Thomas Volz in seinen 36 Jahren als Pfarrer gehört und selbst erlebt hat. Auch habe er schon persönliches Lehrgeld in seinen ersten Berufsjahren bezahlt, gibt er zu. „Wenn ich zum Beispiel von anderen Gemeinden erfuhr, dass die gleiche Person mit der gleichen Geschichte kurz darauf auch dort gewesen ist. Darum ist es mir wichtig, mit dem anvertrauten Geld sorgfältig umzugehen“, betont Volz. „Die Zugfahrkarten habe ich mir hinterher geben lassen, die KFZ-Versicherung selbst überwiesen, die Kassenzettel vom Discounter wieder in den Briefkasten werfen lassen." Übrigens: Eine weitere Person hatte sich zwischenzeitlich anstecken lassen, der Gemeinde beim Helfen zu helfen und ebenfalls eine Zeit lang aus Dankbarkeit für die eigenen Lebensumstände anonym gespendet.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.