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Weg mit den alten Zöpfen – Maria 2.0. begleitet den Synodalen Weg

Vorige Woche tagte im Frankfurter Congress Center die zweite Versammlung des Synodalen Weges, die, angestoßen durch die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, in einem auf mehrere Jahre angelegten Austausch um Strukturreformen ringt. Im Zentrum der Gespräche standen Fragen von Machtmissbrauch, Zölibat, Sexualmoral sowie die Reflexion der Rolle der Frauen in der katholischen Kirche. Beim diesjährigen Treffen sollen Texte für eine Beschlussfassung diskutiert werden. Viele aber bleiben skeptisch.

Die Initiative Maria 2.0 engagiert sich auch in Frankfurt gegen Frauenfeindlichkeit und verkrustete Strukturen in der katholischen Kirche. | Foto: Rolf Oeser
Die Initiative Maria 2.0 engagiert sich auch in Frankfurt gegen Frauenfeindlichkeit und verkrustete Strukturen in der katholischen Kirche. | Foto: Rolf Oeser

Vor dem Frankfurter Congress Center steht eine überdimensionale Mitra, ein wenig erinnert sie an eine Bütt oder Kanzel. Aber sie bleibt leer. Die Initiative Maria 2.0. hat sie hier aufgestellt, an ihr müssen zu Beginn der Veranstaltung die katholischen Amts- und Würdenträger vorbei, um in das Gebäude zu gelangen, wo der Synodale Weg – Corona-bedingt verzögert – zum zweiten Mal tagt.

Die Auffahrt zum Gebäude ist gesäumt von ein paar Dutzend Aktivist:innen verschiedener Initiativen, auch „Maria schweigt nicht“ und der Katholische Deutsche Frauenbund sind mit dabei. Eine glaubwürdige und zukunftsfähige Kirche fordern sie. Gleiche Rechte, gleiche Würde – sie halten Transparente hoch, machen Krach und pflücken aus Bast und Wolle geflochtene Zöpfe von der Mitra, die sie den Ankommenden mitgeben zum Zeichen, dass es darum geht, endlich „alte Zöpfe abzuschneiden“.

"Braucht die Kirche Türsteher?", so die Aufschrift eines kritischen Transparentes. Ja, möchte man sagen, offenkundig braucht sie Türsteher:innen wie Maria 2.0. Die aus den alten Verhältnissen ausbrechen, die Grenzen zu sprengen und das Althergebrachte mit neuem Sinn aufladen: Diese Türsteherinnen sperren niemanden aus, sie wollen Mut machen.

„Wir wollen die Mitglieder ermutigen, wirkliche Beschlüsse zu fassen. Die deutschen Bischöfe könnten eine wichtige Nachricht nach Rom schicken: Es geht nicht ohne Gleichberechtigung!“, sagt Doris Wiese-Gutheil von Maria 2.0. Ihre Mitstreiterin Monika Humpert betont, die Zöpfe würden nur die mitnehmen, die Humor hätten. Manche stecken sie sich sogar ans Revers und sprechen mit den Aktivist:innen. Andere haben es eilig, den Aufzug hinter sich zu lassen und unbehelligt im Kongressgebäude zu verschwinden. Ob Humor oder nicht: Abgeschnittene Zöpfe dynamisieren das Geschehen offenkundig – und vielleicht erhöhen sie auch den Handlungsdruck.

Maria 2.0. hat bei Gründung des Synodalen Weges darauf verzichtet, an dem Reformforum, zu dem auch zahlreiche Lai:innen eingeladen sind, teilzunehmen. Drinnen wollen sie nicht sein, aber sie stehen eben auch nicht einfach außen vor. Als Türsteher:innen lösen sie die alten Autoritäten ab, sie wollen mitbestimmen, wer Kirche prägt und formt – oder vielmehr: Sie sind der Ort, der betont, dass es nicht um drinnen und draußen geht, sondern um den Übergang, die Transformation, die alle mit einbezieht.

Die Frankfurter Gruppe des bundesweiten Netzwerkes Maria 2.0 trifft sich immer jeden zweiten Donnerstag im Monat abends auf dem Domplatz.


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Silke Kirch 55 Artikel

Dr. Silke Kirch studierte Germanistik, Kunstpädagogik und Psychologie in Frankfurt am Main und ist freie Autorin und Redakteurin.

1 Kommentar

15. Oktober 2022 17:09 Dr. Dr. Markus Vette

Guten Tag, ich verstehe nicht, wie man/frau erwartet, dass so ein Auftreten bzw. Protest irgendetwas ändern wird und empfehle: Kurt Flasch: "Warum ich kein Christ bin" zu lesen. Ich hatte Maria 2.0 mein letztes Buch zu diesem Thema zugeschickt, aber die Damen lehnen Mansplaining ab. Wer darüber nicht diskutieren will ist ebenso dialogunfähig wie manche Bischöfe. Wie kann man/frau damit seine Lebenszeit verbringen? Bestimmt werden Sie diesen meinen Kommentar "nicht anzeigen", zensieren, weil er Ihnen nicht passt, quasi wie zu DDR-Zeiten. Ich grüße Sie freundlich Markus Vette

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