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Wechsel aus der Werbebranche ins Pfarramt

Helena Malsy hat in Nieder-Eschbach ihre erste Gemeindestelle angetreten. Propst Oliver Albrecht führt sie am 21. September offiziell ein.

Helena Malsy, die neue Pfarrerin in Frankfurt-Nieder-Eschbach I Foto. Bettina Behler
Helena Malsy, die neue Pfarrerin in Frankfurt-Nieder-Eschbach I Foto. Bettina Behler

Welche Lieder sie besonders mag, die neue evangelische Pfarrerin in Nieder-Eschbach? Helena Malsy überlegt, es gibt nicht „den Song, das Lied“. „Die Nacht ist vorgedrungen“ nach einem Gedicht von Jochen Klepper, abgedruckt im Evangelischen Gesangbuch, berührt sie. „Heute auf dem Weg zur Arbeit habe ich von AC/DC ,It is a long way to the top - if you wanna Rock’n‘ Roll“ ‘“ gehört“. Sie mag beides.

Schubladen sind nichts für die 52-Jährige, das sagt sie nicht so explizit, sie lebt es. Mit 43 hat Helena Malsy an der Goethe-Uni das Theologiestudium begonnen, Nieder-Eschbach ist ihre erste Pfarrstelle. Im „vorherigen Berufsleben“ war Malsy Medienfachwirtin, zuletzt lag ihr Schwerpunkt auf der Produktion von Werbe- und Imagefilmen. Daneben fand die Mutter von heute drei erwachsenen Töchtern Zeit, sich unter anderem in der Offenbacher IHK-Vollversammlung zu engagieren, im hessenweiten Kreativwirtschaftsnetzwerk „Design to Business“ eine Führungsrolle zu übernehmen – und sie fand Zeit für eine Ausbildung zur Prädikantin.

„Ich wollte immer evangelisch leben“, so die gebürtige Frankfurterin. Am Riedberg, wo sie eine Zeit lang mit ihrer Familie lebte, fand sie eine Gemeinde im Aufbau vor. Helena Malsy, die davor das „evangelisch sein“ eher als Grundhaltung praktiziert hat, ließ sich in den Kirchenvorstand wählen und begann sich zur ehrenamtlich Predigenden, zur Prädikantin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), fortzubilden. Ob sie damals schon daran gedacht habe, Pfarrerin zu werden – ein doppeltes „Nee“.

In der Kapelle der Klinikseelsorge des Nordwestkrankenhauses hat sie den praktischen Teil der Ausbildung absolviert, da, aber auch bei anderen ehrenamtlichen Einsätzen erlebte sie, dass mit dem Gottesdienst das Geschehen nicht zu Ende ist, gerade „zwischen Tür und Angel“ ergeben sich seelsorgliche Kontakte. Und die liegen ihr. Neben ihrem Pfarramt ist sie auch in der Notfallseelsorge tätig. Als Seelsorgerin „nicht zu verwechseln mit Psychotherapeuten“, sieht sie sich.

Die Sprachen, das Griechischlernen, das Hebräische, schreckten sie erst einmal ab vom Theologiestudium, aber mit viel Unterstützung aus ihrem Umfeld, „von meinen Kindern, meinem Partner, der ganzen Familie“, zog Malsy das Studium durch. Professor Stefan Alkier gewann sie als Hilfskraft, doch an der Universität zu bleiben, zu promovieren, ist in diesem Lebensabschnitt nichts für sie. „Ich liebe den Beruf der Gemeindepfarrerin“, sagt sie aus vollem Herzen.

Das Nieder-Eschbacher Gemeindehaus liegt direkt gegenüber Nahkauf und Nettomarkt, durchs Fenster hat man den Parkplatz im Blick. Die Leute sprechen sie auf der Straße an, „sind sie die neue Pfarrerin?“ Stadtteilpolitiker haben sich gemeldet, „mit Menschen in Kontakt zu sein!“, darum geht es ihr. Gestern hat sie ein Kind getauft, sie war am Nachmittag auch beim Kaffeetrinken dabei, „sehr gerne“.

Malsy nutzt einen Gehstock, sie hat Multiple Sklerose, „für mich hat das Alphabet mehr Buchstaben als M und S“ ist ein Satz, den sie dazu sagt. Die Pfarrerin hat nichts dagegen, wenn die Leute sie an dem Stock erkennen, sie hat schon überlegt, für jede Taufe eine Kerbe zu machen, mal sehen, erstmal eine Idee.

Helena Malsys erster Beruf hatte auf Anhieb mit Imagepflege, mit Werbung zu tun. Sie ist geschult, bei dem Taufkaffee trug sie Schwarz, fürs Gespräch ein lockeres Top, auch Schwarz, eine zarte Kette mit weißer Perle, Jeans, vegane Sneaker, weiß mit Schwarz. Auch Pfarrerinnen senden auf den ersten Blick Signale, dessen ist sie sich bewusst.

Gesehen werden ist das eine. „Mir geht es vor allem ums Hören“, sagt Malsy. Zuhören – wie sie reagiert, hängt maßgeblich vom Gegenüber ab, was die Menschen brauchen. Dafür will sie da sein, als Pfarrerin in Nieder-Eschbach. In der Beschreibung der Stelle hieß es „Dorf mit U-Bahnanschluss“. Helena Malsy gefällt das Bild. Anschluss statt Abgrenzung.

Die Ordination mit Propst Oliver Albrecht findet am Samstag, 21. September, 16 Uhr, in der evangelischen Kirche in Nieder-Eschbach, Deuil-La-Barre-Straße 76, statt.


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Bettina Behler 335 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach