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Wandern ermöglicht Gemeinschaft - auch in Corona-Zeiten

Viele Gemeindeaktivitäten sind in der Corona-Pandemie nicht mehr möglich, schon gar nicht bei steigenden Fallzahlen. Aber manches Neue geht, das sich auszuprobieren lohnt: Die Frankfurter Hoffnungsgemeinde versucht es jetzt mit gemeinschaftlichen Wanderungen. Der nächste Termin ist am 24. Oktober.

Blick in die Ferne: Die Hoffnungsgemeinde will bei gemeinsamen Wanderungen Begegnungen trotz Corona ermöglichen. | Foto: Stephanie von Selchow
Blick in die Ferne: Die Hoffnungsgemeinde will bei gemeinsamen Wanderungen Begegnungen trotz Corona ermöglichen. | Foto: Stephanie von Selchow

Ursula Hermann vom Kirchenvorstand der Frankfurter Hoffnungsgemeinde hat alles im Griff, die Gruppen-Tageskarte für die Bahn ist gekauft (nur 7 Euro pro Person!), den FAZ-Wandertipp vom 14. April 2020 hat sie in einer Klarsichthülle vor sich auf den Knien. Eine kleine Gruppe Gemeindemitglieder will gemeinsam wandern und sitzt jetzt in der Regionalbahn nach Seeheim-Jugenheim an der Bergstraße. „Und wo bleibt die Sonne?“ fragt Christiane Kirmeier lächelnd. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Friedhelm Kirmeier gekommen, dem Vorsitzenden des Kirchenvorstands.

Zugegeben, es ist schon etwas kälter an diesem 10. Oktober: Der Herbst hat begonnen. Und wir könnten auch ein paar mehr sein, denn außer den Genannten hat sich uns nur noch Safi, ein junger Mann aus Afghanistan, angeschlossen. Leider ist auch Pfarrer Andreas Klein krank. Aber er unterstützt die Idee, am Wochenende gemeinsam wandern zu gehen. Denn in dieser Coronazeit sind die Indoor-Aktivitäten der Gemeinden eingeschränkt. „Wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht, kann man zwanglos ins Gespräch kommen und sich besser kennenlernen“, sagt er. „Das macht Spaß und verbindet.“

Nach kurzer Fahrt mit Bahn und Bus sind wir auch schon vor Ort. Wir bewundern das schöne Ensemble aus historischem Fachwerk-Rathaus, altem Pfarrhaus und Kirche in Seeheim, bevor wir in den Blütenweg einbiegen. Dieser führt über einen alten Schlosspark der Großherzöge von Hessen-Darmstadt nach Malchen und weiter hoch zur Burg Frankenstein.

Ursula Hermann erzählt von Kirsch- und Magnolienblüten im April, aber heute sehen wir Quittenbäume und haben klare Sicht aufs Tal. Immer wieder sind weite Blicke ins Land möglich. Im Wald liegen Eicheln und hellbraune Esskastanien auf dem Weg.

Hermann und Kirmeier unterhalten sich über Kirchenvorstandsangelegenheiten. Christine Kirmeier erzählt von vielen Wanderungen und Fahrradtouren im In- und Ausland mit ihrem Mann. Safi erinnert sich an seine beschwerliche Flucht aus Afghanistan – zu Fuß über den Iran und die Türkei mit Eltern und kleinen Schwestern. Wir hören zu. Das ist natürlich etwas ganz anderes als ein Spaziergang am Wochenende.

Oben auf Burg Frankenstein angekommen, finden wir einen Tisch und machen Rast. Nach etwa fünf Kilometern und zwei Stunden ist die Hälfte der Strecke geschafft. Der 10.10. ist offensichtlich ein beliebtes Heiratsdatum: Wir treffen einen Standesbeamten und sehen Braut und Bräutigam, die in einer kleinen Kapelle getraut werden. Die mittelalterliche Burgruine mit angeschlossenem Restaurant eignet sich aber nicht nur zum Feiern, dort findet auch alljährlich ein großes Halloween-Festival statt. Möglicherweise ist sie sogar der Ursprung von Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“.

Der Abstieg durch den Wald, vorbei an großen Felsen, geht flott. Als ein paar Regentropfen fallen, witzeln wir, ob Lieferando.de uns wohl eine Brotzeit in eine der Holzhütten auf dem Weg bringen würde. Die Frage erübrigt sich aber, denn statt Regen kommt endlich doch noch Sonne und so können wir zur Einkehr im Bistro in Seeheim noch draußen sitzen, bevor wir wieder nach Frankfurt fahren – angenehm müde und zufrieden. „Es wäre klasse, wenn sich immer wieder Leute finden, die Touren ausfindig machen und das Angebot angenommen wird“, sagt Andreas Klein. „Es lohnt sich.“

Geplant ist bereits die nächste Wanderung am 24. Oktober: Ins Rheingau, ab Rüdesheim, durch die Weinberge. Genauere Infos auf der Homepage der Hoffnungsgemeinde.


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Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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