Vor 40 Jahren töten Wrackteile bei einer Militärflugschau Pfarrer Jürges und seine Familie
Vor 40 Jahren, an Pfingstmontag, 22. Mai 1983, stürzte während einer Flugvorführung auf der Rhein-Main-Air-Base am Frankfurter Flughafen ein kanadischer Düsenjäger auf eine nahe gelegene Schnellstraße, brennende Wrackteile trafen das Auto der Pfarrersfamilie Jürges, die einen Feiertagsausflug unternehmen wollte. Der friedenspolitisch nicht nur als Stadtjugendpfarrer, sondern später auch als Pfarrer der Gutleutgemeinde engagierte Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Jan (11) und Katharina (1) starben noch an der Unfallstelle. Jürges’ 19-jährige Nichte Gesine Wagner konnte sich aus dem Fahrzeug retten, sie erlag jedoch im August 1983 den Verletzungen, die sie bei dem Unglück erlitten hatte.
In Form eines Gottesdienstes und einer Gedenkplakette erinnert die Evangelische Hoffnungsgemeinde, zu der inzwischen der Gutleutgemeindenbereich gehört, an Familie Jürges und ihr Denken und Wirken. Die Predigt bei dem Gedenkgottesdienst hielt der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Achim Knecht. Zum vierzigsten Jahrestag des Unglücks wird an dem Gebäude Gutleutstraße 131, wo die Familie von 1981 an lebte, seitens der Hoffnungsgemeinde eine Gedenkplakette angebracht. In dem Familie-Jürges-Haus genannten Gebäude hat inzwischen die Caféstube Gutleut, ein Angebot der Gemeinde für Menschen mit geringem Einkommen, ihren Sitz.
In Erinnerung an das Engagement des damals getöteten Theologen handelte es sich in der Matthäuskirche am Sonntag um einen „Friedensgottesdienst“, Stadtdekan Knecht widmete sich in seiner Ansprache dem Thema „Frieden“. Er sprach über das Matthäus 5,9 entstammende Bibelwort: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“. Über die Friedensbewegung der frühen achtziger Jahre sprach Knecht, über das Engagement auch vieler Theologinnen und Theologen, einschließlich ihm, die in Bonn gegen atomare Aufrüstung demonstrierten. Dass ausgerechnet der friedenspolitisch so engagierte Pfarrer Jürges und seine Familie bei einer militärischen Flugvorführung ums Leben kamen, nannte er „bitter“. Er zitierte Pfarrer Karsten Petersen, ehemals Pfarrer der Weißfrauengemeinde, die inzwischen auch zur Hoffnungsgemeinde gehört: „Eine in der Friedensfrage hoch engagierte Familie stirbt durch den Absturz eines Kriegsgerätes – mitten im Frieden. Das lässt uns bis heute fassungslos zurück.“
Der evangelische Stadtdekan Achim Knecht sprach in dem Gottesdienst auch über aktuelle Herausforderungen. Unter Bezugnahme auf den Krieg in der Ukraine, sagte er: „Durch die russische Aggression gibt es einen neuen Horizont für unsere Friedensethik.“ Eine freie Gesellschaft brauche ein ausreichendes Maß an militärischem Schutz. Sie müsse sich gegenüber Mächten und Machthabern verteidigen können, die die Freiheit bedrohten. In seinen Betrachtungen formulierte Knecht: „Bekanntlich ist Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg. In der Botschaft der Bibel ist mit Frieden, Schalom, viel mehr gemeint: Ein Zustand des Heilseins und des Wohlergehens, für die Gemeinschaft und für den Einzelnen.“ (Die Predigt zum Nachlesen findet sich hier)
Ein weiteres Gedenken an die Familie Jürges, die so schrecklich ums Leben kam, findet an Pfingstsonntag, 28. Mai, an der Absturzstelle statt. Treffpunkt (mit Fahrrädern) ist um 11.30 Uhr an der Evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad, Gerauer Straße 52, oder um 12 Uhr am Gedenkkreuz für Familie Jürges an der Mörfelder Landstraße.
Weitere Informationen zu dem Unglück und zu dem Leben und Wirken der Familie Jürges gibt es unter diesem Link: www.familie-juerges.de. Auf dieser Website findet sich auch ein Video zu dem gestrigen Gedenkgottesdienst, an dem auch der aktuelle Pfarrer der Hoffnungsgemeinde, Andreas Klein, sowie Karsten Petersen, ehemals Pfarrer der Weißfrauengemeinde, mitwirkten.