Tischgespräch in der Epiphaniaskirche: Für eine globale Reformation in Sachen Umwelt
Die Kunstaktion haben der Offenbacher Künstler Manfred Stumpf, sein Frankfurter Kollege Hans-Martin Scholder und Pfarrer Andreas Hoffmann gemeinsam entworfen. Ein Frankfurter Bauunternehmen habe die Geräte zur Verfügung gestellt, berichten die Künstler. Der Baustellencharakter stehe für Offenheit und Erneuerung. Dies spiegelte sich auch in den Themen: Diesen Sonntag waren Felix Finkbeiner, der Gründer des weltweiten Netzwerkes „Plant for the Planet“, und Wolfgang Kessler, Chefredakteur der links-christlichen Zeitschrift „Publik Forum“, zu Gast. Sie sprachen über die Notwendigkeit einer Radikalisierung der Reformation in Bezug auf globale Gerechtigkeit und Klimawandel.
Wolfgang Kessler rief zu einer bereiten Widerstandsbewegung gegen den herrschenden „Turbokapitalismus“ auf. Unser Wirtschaftssystem, das allein auf quantitatives Wachstum setze, verursache viele ökologische Probleme. Trotz zahlreicher Einzelinitiativen hätten sie sich immer weiter verschärft. „Hier stehe ich und kann auch anders“ – so könne das Motto einer neuen Widerstandsbewegung lauten, die sich für eine globale Reformation einsetze – in der Tradition der ökumenischen Bewegung für „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“.
Nicht das Dagegenhalten, sondern Verwandlung des Gegebenen sei der Weg aus der Sackgasse, schlug Felix Finkbeiner vor. Zum Beispiel mit der deutschen Klimapolitik: Der von der Politik eingeleitete Ausstieg aus der Atomenergie sei nur zu erreichen, wenn man gerade das Potenzial der Wirtschaft nutzt. Ein Beispiel sei die „EEG-Umlage“, ein Gesetz, das Betreiber von Anlagen, die Strom aus Wind, Wasser, Sonne oder anderen erneuerbaren Energien gewinnen, das Recht gibt, ihren Strom zu einem staatlich garantierten Preis in das Stromnetz einspeisen zu können.
Sind solche Maßnahmen der Beginn einer globalen Reformation zur Bewahrung der Schöpfung? Mit Widerstand gegen das bestehende System allein jedenfalls sei diese nicht zu erreichen, so mehrere Stimmen aus dem Publikum. Vielmehr gehe es darum, die vorhandenen Kräfte in einem anderen Sinne zu nutzen – genau wie in der Reformation.
Zentrales Thema des Tischgespräches war vor allem die Frage, ob Konsumverhalten und Umweltbewusstsein einzelner Verbraucherinnen und Verbraucher Motor für Veränderung sein können – oder ob die Beruhigung des eigenen ökologischen Gewissens durch Einkäufe im Biosupermarkt, Car-Sharing und Fahrradfahren nicht eher die politische Aktionskraft schwäche.
Wird der Wille zur Veränderung nicht vergeudet, wenn er sich ausschließlich auf privater Ebene als Lebensstilfrage bewegt? Wie gelangen wir von der Einzelinitiative zur großen Bewegung? Eine Bewegung, so wurde mehrfach hervorgehoben, könne dann Spannweite und Tragkraft gewinnen, wenn es einen gemeinsamen Raum der Spiritualität gebe. Deshalb sei es wichtig, Spiritualität zu stärken. Aus der spirituellen Verbundenheit heraus könnten dann auch Selbstbeschränkung und Verzicht zu einer sinnstiftenden bejahenden Kraft werden.