Neuer Vorstand für die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach
Erstmals ist heute das Kirchenparlament der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach in der neuen Wahlperiode zusammengetreten – im Frankfurter Dominikanerkloster und via Zoom. Der aus 145 Delegierten bestehenden Regionalversammlung und Synode gehören sowohl Ehrenamtliche als auch Pfarrer:innen aus beiden Städten an. Wahlen für den Vorstand der hiesigen Kirche und für landeskirchliche Vertretungen bestimmten die Tagesordnung der in hybrider Form abgehaltenen Sitzung.
Begonnen wurde der Tag mit einem Gottesdienst in der Heiliggeistkirche, in dem der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Volker Jung die Predigt hielt. Er erteilte eine „Absage an jede fromme Selbstsicherheit – von einzelnen und auch von Institutionen“. Glaube sei Sehnsucht, Vertrauen und die Sorge um andere, äußerte er in seiner Ansprache. Mit Blick auf die Veröffentlichungen zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, sagte Jung, viele habe das in den vergangenen Tagen Veröffentlichte erschüttert, ihn auch. Hinzu fügte er: „Dies erschüttert das Vertrauen weiter – vermutlich in beide Kirchen.“ (Weiteres zur Predigt auf ekhn.de, der gesamte Gottesdienst ist auch auf Youtube zu finden).
Wiederwahl der stellvertretenden Vorsitzenden und neue Pfarrer:innen im Vorstand
Die neue Zusammensetzung des Parlaments hat sich aus den Kirchenvorstandswahlen 2021 ergeben. Zur „höchsten Ehrenamtlichen“, der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Versammlungsleiterin, wurde von den Delegierten Irmela von Schenck wiedergewählt. Von Beruf ist die 60 Jahre alte promovierte Betriebswirtin Redenschreiberin bei der Deutschen Bundesbank, seit mehr als 25 Jahren engagiert sich die Mutter von sechs Kindern in kirchlichen Gremien, zuerst im Kirchenvorstand der Epiphaniasgemeinde, heute Petersgemeinde, im Frankfurter Nordend.
„Mir ist nicht bange“ – sagte von Schenck gemünzt auf die Zukunft der Kirche. Es gehe darum, nicht zu hadern, sondern getragen von Glauben und Zuversicht zusammenzustehen und in aller Transparenz die Aufgaben der Zukunft anzugehen. In ihrer Vorstellungsrede hob von Schenck neben dem gemeindlichen Profil der Kirche, das sich unter anderem in Gottesdiensten und Konzerten ausdrückt, das sozialdiakonische hervor – die Angebote für Kinder und Jugendliche beispielsweise, für Einsame und Arme, für Menschen, die Zuflucht suchen.
Neu gewählt in den Vorstand der Evangelischen Kirche von Frankfurt und Offenbach wurden unter anderem die beiden Pfarrerinnen Stefanie Brauer-Noss, Evangelische Kirchengemeinde Bornheim und Charlotte Eisenberg, Evangelische Regenbogengemeinde in Frankfurt-Sossenheim, beide 40 Jahre alt. „Mein Herz schlägt für die Arbeit mit Kindern, Familien und Jugendlichen“, sagte Brauer-Noss. Den Reformprozess der EKHN 2030, mit dem auf die zurückgehenden Mitgliederzahlen und Ressourcen reagiert wird, sieht sie auch mit „Lust“ in dem Sinne, dass es ihn kreativ zu gestalten gelte, so die aus dem Ruhrgebiet stammende promovierte Theologin.
Über internationale kirchliche Kommunikation am Beispiel Deutschland-Ghana hat Charlotte Eisenberg promoviert. Aus längeren Auslandsaufenthalten, unter anderem in Argentinien, Uganda und Irland, hat sie das Interesse an internationaler Ökumene mitgenommen. Auch ihr, wie Brauer-Noss ist sie Mutter dreier Kinder, ist ein kreativer Umgang mit notwendigen Veränderungen der Kirche ein Anliegen. Etwas auszuprobieren, dabei auch mal ein Scheitern zu riskieren, sei wichtig, sagte Eisenberg. Mit dem Bibelwort: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, 2. Timotheus 1,7, schloss sie ihre Bewerbungsrede.
Neu im Vorstand der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach ist auch der Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an der evangelischen Sankt Katharinenkirche in der Frankfurter-Innenstadt Olaf Lewerenz, 57. Er wolle nicht in die Rolle des „Nörglers“ verfallen, sondern in einer Zeit, in der es darum gehe, Kirche nicht „mit Karacho an die Wand zu fahren“, mitwirken an der Klärung „wofür wir stehen“, gerade auch angesichts unvermeidlicher Einschnitte, so der in Lübeck aufgewachsene promovierte Theologe.
Neben Stadtdekan Achim Knecht sowie der für Frankfurt-Süd-Ost und Offenbach zuständigen Prodekanin Amina Bruch-Cincar und dem für Frankfurt-Nordwest zuständigen Prodekan Holger Kamlah komplettieren die drei nun die für Theolog:innen vorgesehenen Vorstandsposten.
Ehrenamtliche bringen eine Vielfalt an Kompetenzen in den Vorstand ein
Als Ehrenamtliche sind im Vorstand der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach sieben Gemeindemitglieder vorgesehen. Zu denen, die aus diesem Kreis neu in das Gremium kommen, gehört Nora Pullmann von der Offenbacher Friedenskirchengemeinde, beruflich tätig ist die gebürtige Offenbacherin, 56, in Frankfurt. Die Bankkauffrau und Geografin arbeitet schon länger in Frankfurt, seit 2020 in der Stabsstelle „Fußball-Europameisterschaft 2024“. Auch Pullmann erwähnte in ihrer Bewerbung den Prozess EKHN 2030 und dass sie ihre als Projektleiterin und Planerin erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen im Vorstand einbringen wolle.
„Kirchliche Angebote für Menschen in der Lebensmitte und die Umsetzung neuer Gottesdienstformen liegen mir besonders am Herzen“, bekundete Erika Becker, Kirchenvorsteherin der Evangelischen Festeburggemeinde in Preungesheim. In dem Frankfurter Stadtteil engagiert Becker, 50, sich nicht nur kirchlich, sondern auch beruflich. Die Sozialpädagogin ist in der dortigen Justizvollzugsanstalt tätig und unterstützt erwachsene inhaftierte Männer bei der Vorbereitung auf ihre Haftentlassung. Wiedergewählt wurden in den Vorstand Martin Gegenwart, 63, IHK-Geschäftsführer in Offenbach und in der Schlossgemeinde Offenbach-Rumpenheim engagiert, der Richter Wolfram Sauer, 62, Evangelische Nazarethgemeinde, Frankfurt-Eckenheim, der Physiker Wolfram Schmidt, 61, Sankt Katharinengemeinde, Frankfurt-Innenstadt, und Stadtrat Stefan Majer, 63, Evangelische Hoffnungsgemeinde, Frankfurt-Innenstadt.
Gewählt wurden auch die Delegierten der EKHN Synode, darunter sechs Gemeindemitglieder und drei Pfarrer:innen. Zudem wurden die Sitze des Benennungsausschusses vergeben. Das Gremium bereitet die Ausschusswahlen vor, die bei der nächsten Tagung am 6. April stattfinden sollen.