Soziale Spaltung verhindern – soziale Infrastruktur sichern
Mit einem dringenden Appell wenden sich die Liga Frankfurt und Sozialdezernentin Elke Voitl angesichts dramatisch steigender Preise für Energie, Lebensmittel und Treibstoffe und der hohen Inflation an das Land Hessen und die Bundesregierung. Die Anfragen von Hilfesuchenden bei den Tafeln, den Schuldnerberatungsstellen, der Wohnungsnotfallhilfe und den sozialpsychiatrischen Diensten nimmt rapide zu, stellt die Liga Frankfurt in einer gemeinsamen Erklärung mit Sozialdezernentin Voitl fest. „Insbesondere sozial benachteiligte Menschen wie Alleinerziehende, Familien mit niedrigen Einkommen, Rentner:innen und Studierende sind von steigenden Preisen und hoher Inflation betroffen. Dies vertieft die soziale Spaltung in Deutschland“, sagt Dierk Dallwitz, Vorsitzender der Liga Frankfurt. „Wir sind für die Menschen da, wir wollen die soziale Infrastruktur sichern, deshalb unterstütze ich den Appell der Freien Wohlfahrtsverbände an Land und Bund“, ergänzt Sozialdezernentin Voitl.
Die Frankfurter Wohlfahrtsverbände und die Sozialdezernentin begrüßen, dass die Berliner Regierungskoalition Maßnahmen verabredet hat, um besonders von Inflation und Energiepreissteigerungen betroffene Bevölkerungsgruppen zu entlasten. Neben finanziellen Entlastungen, Einmalzahlungen und Anhebung des Kindergeldes, die in ihrer Höhe als zu niedrig bewertet werden, sei allerdings auch die Verhinderung von Strom- und Gassperren zentral, um soziale Härten zu vermeiden. Jetzt kommt es darauf an, dass die Beschlüsse zügig umgesetzt werden. Denn schon heute haben einkommensarme Haushalte große Geldsorgen und Zukunftsängste. „Das erleben wir täglich in unseren Einrichtungen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Doch auch die sozialen Einrichtungen selbst kämpfen mit den dramatischen Kostensteigerungen. „Die Teuerungen führen uns an die Grenzen des Leistbaren, die Kosten steigen signifikant und die Entgelte decken dies vielfach nicht mehr ab. Natürlich wollen wir die Kosten nicht einfach an unsere Klient:innen weitergeben, die besonders auf Hilfe angewiesen sind,“ sagt Frédéric Lauscher, Vorsitzender des Arbeitskreises Altenhilfe der Liga Frankfurt. Viele, vor allem kleinere soziale Dienste und Einrichtungen könnten schnell ans Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten kommen, da sie wegen ihrer Gemeinnützigkeit nur eingeschränkt Rücklagen bilden dürfen.
Sozialdezernentin Voitl fordert mit der Liga Frankfurt: „Die soziale Infrastruktur muss jetzt gestärkt werden. Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände ist gerade in dieser Situation von existentieller Bedeutung. Es bedarf dringend einer finanziellen Absicherung durch den Bund, damit die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege ihre Aufgaben weiterhin erfüllen können.“
Die Liga Frankfurt schlägt zur kurzfristigen Entlastung einen Sondertopf des Bundes analog zum „Sozialdienstleister-Einsatzgesetz“ vor, aus dem soziale Dienste und Einrichtungen Gelder abrufen können. Helfen würden auch Vorschussregelungen zur Liquiditätsunterstützung, unbürokratische Abrechnungsverfahren mit den Kostenträgern oder eine pauschale Erhöhung der Sachkosten. Um Menschen in Not weiterhin effektiv, schnell und unkompliziert helfen zu können, empfiehlt die Liga Frankfurt außerdem einen Ausbau der niederschwelligen Beratung für besonders betroffene Gruppen.
Die Erklärung ist unterzeichnet von:
- Dierk Dallwitz, Geschäftsführer DRK Frankfurt und Vorsitzender der Liga Frankfurt
- Elke Voitl, Dezernentin für Soziales, Familie, Jugend und Senior:innen in Frankfurt
- Steffen Krollmann, Vorstandsvorsitzender AWO Frankfurt
- Gaby Hagmans, Vorstand Caritasverband Frankfurt
- Pfarrer Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach
- Michael Zimmermann-Freitag, Regionalgeschäftsführer Der Paritätische Frankfurt
- Jutta Josepovici, Leiterin der Beratungsstelle der Jüdischen Gemeinde Frankfurt
Über die Liga der Freien Wohlfahrtspflege Frankfurt am Main
Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände in Frankfurt am Main. Die Liga besteht aus sechs verschiedenen Mitgliedsorganisationen: AWO, Caritas, DRK Frankfurt, Diakonie, Jüdische Gemeinde und Der Paritätische. Gemeinsam bilden diese ein starkes Bündnis zur sozial- und fachpolitischen Interessenvertretung insbesondere gegenüber der Kommunalpolitik, aber auch weiteren gesellschaftlichen Akteuren in der Stadt. Im Zwei-Jahres-Turnus wechselt der Vorsitz der Liga Frankfurt. Von 2022 bis 2023 ist Dierk Dallwitz, Geschäftsführer DRK Frankfurt, Vorsitzender der Liga.