Schiff der Kirche zur Seenotrettung von Flüchtlingen soll politische Reaktionen auslösen
Ziel von Kirche und Diakonie in Hessen sei es, die Landesregierung dazu zu bewegen, sich an der Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen zu beteiligen. Die Kirche mische sich nicht in erster Linie in die Politik ein, sondern in den Schutz der Menschenrechte, meint Lipsch. Es gehe nicht, „die Menschenrechte buchstäblich im Mittelmeer absaufen“ zu lassen. Gegenwärtig würden die Flüchtlinge schlicht im Stich gelassen. Darauf aufmerksam zu machen sei die „Hauptbotschaft“ des Schiffs und die Pflicht der Kirche. Lipsch wies zudem darauf hin, dass die EKD für den Ankauf und den Unterhalt des Schiffs keine Kirchensteuermittel verwende, sondern „in einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis“ um Spenden werben werde. Grundsätzlich sei er froh, dass die EKD sich für die Seenotrettung engagiere. In der Flüchtlingspolitik gebe es aber noch zahlreiche andere „Baustellen“, die nicht vergessen werden dürften.
Die Idee, die evangelische Kirche solle sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung beteiligen, geht auf Diskussionen auf dem Dortmunder Kirchentag im Juni zurück. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte den Beschluss für ein eigenes Schiff gemeinsam mit Vertretern von „Ärzte ohne Grenzen“, der Organisation „Seebrücke“ und dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am 12. September in Berlin präsentiert. Die brandenburgische Hauptstadt gehört zum Bündnis „Städte Sicherer Häfen“, die als Kommunen anbieten, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen, auch Gerettete aus dem Mittelmeer. Der deutsche Verteilmechanismus erlaubt das nicht. Schubert appellierte an Seehofer, das zu ändern.