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Russisch-Orthodoxe Gemeinde trifft sich weiter in der Matthäuskirche

Trotz problematischer Positionen des Moskauer Patriarchen zum Ukraine-Krieg darf die Russisch-Orthodoxe Gemeinde die Räume in der Frankfurter Matthäuskirche an der Friedrich-Ebert-Anlage zwischen Hauptbahnhof und Messe weiter nutzen. Im kommenden Jahr läuft das Mietverhältnis aber ohnehin aus.

Pfarrer Andreas Klein von der Hoffnungsgemeinde. | Foto: Rolf Oeser
Pfarrer Andreas Klein von der Hoffnungsgemeinde. | Foto: Rolf Oeser

Seit über 20 Jahren vermietet der evangelische Regionalverband einen großen Raum im Souterrain der evangelischen Matthäuskirche an die russisch-orthodoxe „Heiliger Hieromärtyrer Kyprianos und Märtyrerin Justina Gemeinde“: Sonntag für Sonntag feiert dort die größte russisch-orthodoxe Gemeinde des Rhein-Main-Gebiets ihren Gottesdienst nach festem Ritus. Und jetzt?

Die Gemeinde gehört über die Diözese Berlin der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau an. Deren Patriarch Kyrill I. rechtfertigte den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine zuerst ausdrücklich, jetzt verleugnet er ihn. „Diese Verbindung ist schon sehr schwierig für uns“, sagt Pfarrer Andreas Klein von der Hoffnungsgemeinde, zu der die Matthäuskirche gehört. „Wir haben uns sofort gefragt, ob wir jetzt vielleicht in einem Haus in verschiedene Richtungen beten.“

Rasch wurden Gespräche mit der russisch-orthodoxen Gemeinde aufgenommen. Eine erste Mail seitens der Gemeinde lautete: „Wir sind über die aktuellen Ereignisse bestürzt, die uns auch in der Gemeinde persönlich treffen.“ Zahlreiche Gemeindemitglieder seien Ukrainer und Ukrainerinnen, auch Priester Nikolaj Sudosa. Viele hätten Familie und Freunde vor Ort.

Seit März ist auf der Facebook Seite der Gemeinde in russischer Sprache zu lesen, dass Politik kein Thema im Gemeindeleben sein soll. „Zwar sind ausländische Gemeinden immer auch ein Spiegel ihrer Gesellschaften und deshalb wird es wohl auch in dieser Gemeinde nicht nur Kriegsgegner*innen geben“, vermutet Michael Mehl, Pfarrer für Ökumene und interreligiöse Gemeinden beim evangelischen Regionalverband. „Aber inzwischen sind die Gemeindemitglieder dazu angehalten, sich keinesfalls zum Krieg zu äußern. Im Mittelpunkt des Gemeindelebens steht nach wie vor der Gottesdienst, der sich streng am liturgischen Kalender orientiert.“ Zum festen Kern der Gemeinde gehören laut Mehl neben Russ:innen auch russischsprechende Menschen aus der Ukraine, Georgien und Litauen. Genaue Mitgliederzahlen existieren nicht.

„Die Gemeinde ist auch ein Treffpunkt und fängt jetzt viele Menschen auf“, sagt Pfarrer Andreas Klein. Sie leiste Hilfe für ukrainische Flüchtinge, unterstütze sie etwa bei der Wohnungssuche oder Behördengängen. „Auch deshalb wäre es uns hart erschienen, der Gemeinde unvermittelt zu kündigen.“ Ohnehin werde das Mietverhältnis kommendes Jahr wegen des geplanten Neubaus der Matthäuskirche enden, so Klein. Für die Hoffnungsgemeinde ist wichtig, dass die nötigen Gespräche offen geführt werden und hier die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche unter Patriarch Kyrill deutlich kritisiert wird.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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