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Reiner Dietrich-Zender entscheidet sich für „Carpe Diem“

Nach 29 und einem halben Jahr geht Heddernheimer Pfarrer in den Ruhestand.

Pfarrer Reiner Dietrich-Zender  I Foto: privat
Pfarrer Reiner Dietrich-Zender I Foto: privat

Ein Kreis schließt sich: Nach fast 30 Jahren in Frankfurt-Heddernheim ist Pfarrer Reiner Dietrich-Zender nach Offenbach an den Starkenburgring gezogen. „200 Meter davon entfernt bin ich geboren worden, in den städtischen Kliniken“. Im September 1961 war das. Reiner Dietrich-Zender hätte noch dreieinhalb Jahre weiterarbeiten können, aber er freut sich darauf, Neues auszuprobieren, sich als Organisationsberater zu betätigen, häufiger ins Fitnessstudio zu gehen – entspannt am Wochenende auszuschlafen und dann mit seiner Frau etwas zu unternehmen.

Erfahrungen in der Gestaltung von Organisationen konnte er in den vergangenen Jahren einige sammeln. Über vier Jahre hat Dietrich-Zender in dem damaligen Dekanat Nordwest mit halber Stelle den schwer erkrankten Dekan Jürgen Moser vertreten, in den vergangenen Jahren das Entstehen der Evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt-Nordwest aus den Kirchengemeinden Dietrich-Bonhoeffer, Cantate Domino, Niederursel und Sankt Thomas mitbegleitet, zuletzt auch die Ausgestaltung des Nachbarschaftsraums Nordwest, zu dem auch die Lydia- und die Riedberggemeinde gehören, im Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach. Das alles gibt dem Theologen Rüstzeug für eine Beratertätigkeit in Sachen Organisation.

Doch sie soll nur begrenzten Zeitraum in seinem Alltag einnehmen. Der in Frankfurt und im Theologischen Stift in Göttingen ausgebildete Theologe nennt andere Beweggründe. Die Zahl der Menschen, die ich bestatte und die aus meiner Generation sind, wächst“, sagt Dietrich-Zender, „Carpe Diem!“ nimmt er sich vor. Nutze den Tag und verschiebe nicht alles. Aber er schaut auch zufrieden auf vieles, was er angestoßen hat, zurück, insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit. Mit der damaligen Gemeindepädagogin Marion Port warb er städtische Mittel ein, die ermöglichten, in Heddernheim den „Klub für Kids“ zu gründen. Heute freuen sich mindestens 30 Kinder und ihre Familien über das regelmäßige Mittagessen, Hilfen bei den Hausaufgaben. Gelebt werde hier die Botschaft, „Ihr seid gewollt, wie ihr seid und könnt euch hier im friedlichen Zusammenleben üben“. Ein „wahres Schatzkästchen“ sei die zusammen im damals neuen Mertonviertel entstandene ökumenische Kita, die bald 25 wird. Als 2012 eine neue Thomas-Kita gebaut wurde, überließen er und seine Frau der Einrichtung das Pfarrhaus für zwei Jahre als Ausweichquartier und zogen in die Innenstadt. Die halbe Wahrheit: das habe ihm Baulärm erspart, sagt Dietrich-Zender. Vor allem hat es den Familien kurze Wege und Vertrautes ermöglicht, macht die andere Hälfte aus.

Dietrich-Zender denkt gerne an Seniorennachmittage zurück, an viele Gottesdienste. Ja, der Besuch der Sonntagsgottesdienste sei in den vergangenen Jahrzehnten ausgedünnt, dafür kämen inzwischen beispielsweise 70 Leute zu dem Gottesdienst an Gründonnerstag mit anschließendem Grüne-Soße-Essen. Der Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag, den früher vielleicht 20 Leute mitgefeiert hätten, besuchten heute in Form eines Kantatengottesdienstes rund 200 Leute.

Geschrumpft ist die Zahl der Pfarrstellen, es waren mal siebeneinhalb, zwei werden es im kommenden Jahr noch sein. Die entstehenden Verkündigungsteam, dem auch Gemeindepädagoginnen und Kirchenmusiker angehören, hält er für „eine sinnvolle Änderung, die viele Chancen bietet – wenn ,man‘ sich fokussiert und zu Manchem ,nein‘ sagt und sich von liebgewonnen Routinen – ,das haben wir schon immer so gemacht‘ – verabschiedet“.

Für sich hat er einen anderen Abschied von Routinen, Liebgewordenem, aber auch Lästigem gewählt, den Ruhestand, der bestimmt bald mit dem einen oder anderen ausgefüllt sein wird.

Verabschiedet wird Reiner Dietrich-Zender am Sonntag, 24. November, 17 Uhr, im Rahmen eines Gottesdienstes in der Sankt Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2b, von dem Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht. Daran schließt sich ein Empfang an.


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Bettina Behler 335 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach