Der bisherige Propsteikantor Stefan Küchler, zuständig für Frankfurt und Offenbach, hat 2024 das Amt des Landeskirchenmusikdirektors der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) übernommen. Nach ein paar Monaten der Vakanz tritt am 1. August der Franzose Raphaël Arnault sein Amt als Propsteikantor an. Dienstsitz ist in Frankfurt-Unterliederbach.

Von dort aus wird der 35-Jährige in die evangelische Kirchenmusik beider Städte hineinwirken. Sich um Absprachen und Vernetzung zu kümmern, ist Arnault vertraut: „An meinem letzten Dienstort im nordrhein-westfälischen Kamen habe ich mich ehrenamtlich im Berufsvertretungsausschuss des Kirchenmusikwerks Westfalen stark engagiert. Ich freue mich darauf, diese und andere Erfahrungen in Frankfurt einzubringen.“ Arnaults Aufgabe ist die Koordination der 13 hauptamtlich in den Gemeinden tätigen Kirchenmusikern und-musikerinnen, die drei Dekanatskantoren kümmern sich um die nebenamtlich und ehrenamtlich Beschäftigten. Prodekanin Amina Bruch-Cincar, unter anderem zuständig für die Kirchenmusik im Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, freut sich, „mit Herrn Arnault einen über die Grenzen der Landeskirche aktiven Propsteikantor begrüßen zu können. Hauptberufliche Kirchenmusik im Stadtdekanat benötigt gerade in der Zeit von Umstrukturierung sorgfältige Fachberatung“.

Raphaël Arnault, geboren in Bordeaux, begann seine Ausbildung am Conservatoire von Reims in den Fächern Orgel, Cembalo und Generalbass. Er erhielt sein Diplom in Hammerklavier am Conservatoire von Bobigny, und in Orgel am Conservatoire von Paris. In der französischen Hauptstadt studierte er Musikwissenschaft und -theorie am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse. In die Wiege gelegt worden sei ihm die Musik nicht wirklich, erzählt Arnault, niemand um ihn herum sei Profimusiker. Aber: „Mein Vater hat großen Wert gelegt, dass mein Bruder und ich mit sechs an der Domsingschule von Bourges eine musikalische Grundausbildung bekommen.“

2016 verließ Raphaël Arnault Frankreich und zog nach Deutschland, drei Jahre darauf erhielt der Kirchenmusiker seinen Bachelor an der Musikhochschule Lübeck, 2022 wurde ihm der Master von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg verliehen.

Parallel zum Studium ist Arnault schon seit langen Jahren als Kirchenmusiker tätig: 2012 übernahm er seine erste feste Stelle in der katholischen Kirchengemeinde Notre-Dame de Montesson, in einer unweit von Paris gelegenen Kommune. Von Februar 2018 an dirigiert der Kirchenmusiker die Schola Sankt-Nikolai in Mölln. Um diese Zeit wechselt er die Konfession, katholisch getauft, ist Arnault inzwischen Mitglied der evangelischen Kirche.

In Ostholstein war Raphaël Arnault vier Jahre beschäftigt, die historische Sauer-Orgel in Altenkrempe war sein Instrument. Er spielte zugleich oft als Vertreter an der Lübecker Marienkirche. Nach zwei Jahren als Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Kamen wechselt Arnault nun an den Main.

Der neue Propsteikantor bringt seine instrumentale Erfahrung ein, aber auch seine Kompetenz in Sachen Chorleitung und Begleitung von Solo-Auftritten. Während der Studienzeit im Norden begleitete er Violonistinnen und Sängerinnen bei Konzerten, dirigierte Chöre. In Kamen, aber auch in der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund leitete Arnault Kinderchöre. Er freut sich darauf, in Unterliederbach am 29. August einen Kinderchor zu starten.

Das Datum ist konkret, auch ein Konzert mit der Kantorei Höchst und Unterliederbach im November ist geplant. Ansonsten geht es aber erst einmal ums Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen. Sitzungen sind zu absolvieren, Besuche vor Ort. Kennenlernen will Arnault, zu dessen Hobbys Kochen, Backen und Karate zählen, auch die Zusammensetzung der Grünen Sauce. Bestellt hat er sie schon, jetzt steht sie „auf meiner Liste von Rezepten, die ich probieren muss“.