Qumran-Ausstellung scheitert an fehlender Rückgabe-Zusicherung des Landes Hessen
Das hessische
Wissenschaftsministerium habe im Benehmen mit der für Kultur und Medien
zuständigen obersten Bundesbehörde Deutschlands die Immunitätszusage abgelehnt, die von der israelischen Antikenverwaltung
gefordert worden war, sagte der Direktor des Bibelhauses, Jürgen
Schefzyk dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine solche Zusage für die
Schriftrollen mit den ältesten bekannten Bibel-Manuskripten hatten die israelischen
Behörden gefordert, um sicherzugehen, dass die palästinensische
Autonomiebehörde keinen Anspruch auf Leihgaben erhebt, die aus dem seit
1967 von Israel besetzten Westjordanland stammen.
Das Frankfurter Bibelmuseum hatte 2015 gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Kooperationsverträge mit der israelischen Antikenverwaltung unterzeichnet, damit wertvolle Ausstellungsstücke in Deutschland gezeigt werden können. Für die 2019 geplante Ausstellung habe das Museum neun der 2000 Jahre alten Schriftrollen aus Qumran, das im Westjordanland liegt, und eine aus Masada, das zum israelischen Kernland gehört, ausleihen wollen, sagte Schefzyk.
Nachdem das hessische Ministerium die Immunitätszusage abgelehnt habe, habe das Museum eine entsprechende Zusage für eine kleine Ausstellungsversion in Gestalt von drei Schriftrollen mit dem Fundort Masada beantragt, ergänzte der Direktor. Diese Zusage sei in Wiesbaden erteilt, dann aber von der israelischen Antikenverwaltung abgelehnt worden. Die israelische Behörde wolle keine Immunitätszusage akzeptieren, bei der unterschieden wird, ob eine Fundstelle im israelischen Staatsgebiet vor oder nach 1967 liege, erklärte Schefzyk.
Das hessische Wissenschaftsministerium hätte die Ausstellung begrüßt, habe aber die Immunitätszusage nicht gegeben, weil der Bund dringend von einer rechtsverbindlichen Rückgabezusage von Schriftrollen vom Fundort Qumran abgeraten habe, erklärte Pressesprecher Christoph Schlein. Schlein bestätigte, dass für die Schriftrollenfragmente aus Masada von Land und Bund keine Einwände bestanden, die israelische Antikenverwaltung daraufhin jedoch mitgeteilt habe, dass sie einer „Ausleihe nach dem geografischen Fundort“ nicht zustimmen werde.
Eine Ersatzausstellung nur mit Qumran-Schriftstücken aus europäischen Beständen komme für das Bibelhaus Erlebnis-Museum nicht infrage, sagte Schefzyk. Die Fragmente in Bibliotheken in Paris und Heidelberg seien meist nur daumennagel- bis höchstens handtellergroß. Bei Stücken aus anderen Sammlungen sei die Herkunft oft zweifelhaft. Die wesentlichen, großen Schriftrollen mit den ältesten Texten der hebräischen Bibel würden in Israel verwahrt.
Internet: www.bibelhaus-frankfurt.de