Planungsdezernent Mike Josef eröffnet die Predigtreihe "Abgehängt?" in der Philippuskirche
Riederwald – das ist doch der Stadtteil, in dem seit Ewigkeiten ein Tunnel gebaut werden soll, damit das unendliche Warten im Stau ein Ende hat oder Riederwald – da gibt es ein paar Großmärkte und die Kicker der Eintracht trainieren hier – Sätze wie diese hört Pfarrer Fred Balke, wenn er in anderen Frankfurter Stadtteilen erzählt, dass er in der Philippusgemeinde im Riederwald tätig ist. Viele empfänden das Anfang des 20. Jahrhunderts als Arbeitersiedlung entstandene Quartier „als unendlich weit weg“, genauso wie das benachbarte Fechenheim-Nord, erzählt der Theologe.
Mit den sonntäglichen Predigten zur Fastenzeit unter dem Titel „Abgehängt? Was wird aus dem Riederwald und aus Fechenheim-Nord?“ will er in den nächsten Wochen die Aufmerksamkeit auf den Riederwald und die benachbarten Straßenzüge lenken, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.
Nicht
er selbst, sondern Externe werden wie in den vergangenen Jahren predigen.
Werber, Politiker – Leute aus vielerlei Berufen haben in der zurückliegenden
Dekade bei den Predigtreihen mitgewirkt. Zum Auftakt kommt dieses Mal am 18.
Februar 2018 um 17 Uhr Planungsdezernent Mike Josef in die Philippuskirche,
Raiffeisenstraße 70.
(Den Bericht zur Predigt von Mike Josef finden Sie hier.)
Die
ungewohnte Rolle wird ernst genommen
In
den nächsten Tagen hat Balke mit dem Stadtrat einen Termin, um den Gottesdienst
vorzubereiten. „Die Leute nehmen das sehr ernst, ist meine Erfahrung und es
berührt meistens etwas in ihnen“, sagt der Gemeindepfarrer. Er habe schon
Politikerinnen oder auch Politiker erlebt, die sonst in den Parlamenten keinen
effektvollen Auftritt scheuen, aber sich hier im Riederwald erst einmal
„herantasten“. Ein anderes Beispiel ist der Chef einer großen Werbeagentur:
Eigentlich wollte er flott einen Vortrag halten, dann hat er aber gemerkt, das
funktioniert hier nicht und ist mit den Leuten ins Gespräch gekommen. Der
Werber habe sich dann in eine Runde gesetzt, andere Gastprediger stehen vor dem
Altar, nur auf die Kanzel habe noch niemand gehen wollen. „Angeboten habe ich
es“, sagt Balke.
Nicht nur für den Redeteil sind die Gäste verantwortlich, auch bei der Musik können sie ihre Wünsche äußern. Bekanntes, etwa Werke des berühmten Kirchenliedverfassers Paul Gerhardt, der im 17. Jahrhundert beispielsweise „O Haupt voll Blut und Wunden“ verfasst hat, wählten sie. „Da werden verschüttete Erinnerungen wach“, sagt Fred Balke. Er erinnert sich aber auch an die Klänge, die Andrea Ypsilanti für den Auszug wählte, als sie predigte: Das Lied der Arbeiterbewegung „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ erschallte von der Orgel.
Die
Probleme auf dem Land sind manchmal ähnliche
Am
25. Februar 2018 wird um 17 Uhr Maren Heincke, Referentin für den ländlichen
Raum beim Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche
in Hessen und Nassau, predigen. Sie sei erst einmal erstaunt gewesen über die
Bitte einen Sonntag zu übernehmen. Je länger sein Gespräch mit ihr gedauert
habe, umso deutlicher sei geworden, es gibt da viele Parallelen, auch der
ländliche Raum kämpfe wie der Riederwald mit dem „Abgehängtsein“.
Am Sonntag, 11. März 2018, um 17 Uhr, werden die Quartiersmanagementteams der Diakonie im Riederwald und in Fechenheim Nord, Nora David, Leonore Voigt und Sebastian Wolff den Gottesdienst gestalten. Zum Abschluss kommt am 18. März, um 17 Uhr, Alexander Pilz, Regionalbeauftragter von Hessen Mobil in den Riederwald. Ein Gottesdienst, auf den Balke sehr gespannt ist: „Das stößt mitten in die augenblickliche Problemlage rein“. Hessen Mobil ist für Planung, Bau, Betrieb und das Management des hessischen Verkehrswegenetzes zuständig, Pilz als Frankfurt-Verantwortlicher habe sicher Interessantes zu sagen, erwartet Balke. Auch mit ihm wird er die Predigt vorbereiten.
Diese
Reihe bedeute eher mehr Arbeit als die übliche Vorbereitung auf den Sonntag,
obgleich er nicht predigen müsse, sagt Balke. Aber sie gefällt ihm: die Gäste
lassen sich auf ein anderes als ihr gewohntes berufliches oder
gesellschaftliches Umfeld ein. Und ganz andere Leute kommen in den Gottesdienst
in der Philippuskirche, hören zu oder tauschen sich auch mit den Gastpredigern
aus.
0 Kommentare
Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.