Neujahrsempfang der Frankfurter Kirche mit Gästen aus Politik und Gesellschaft
Mit der Auswahl des Magnifikats,
das traditionell vor allem in der katholischen Kirche große Bedeutung hat, habe
man noch einmal den starken ökumenischen Aspekt des Reformationsjubiläums
betonen wollen, sagte Stadtdekan Achim Knecht in seiner Rede. Er verwies auf den
evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Dietrich
Bonhoeffer, der zum Advent 1933 gesagt hatte: „Dieses Lied der Maria ist das
leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied,
das je gesungen wurde.“ In dem Text aus dem Lukas-Evangelium heißt es unter
anderem: „Gott stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer.“
In solchen Worten werde ein „subversiver Sinn für Gerechtigkeit deutlich“, so
der evangelische Stadtdekan. Die Verse seien „wohl radikaler formuliert als
manches Gewerkschaftsprogramm“.
Der musikalische Leiter des Abends, Kantor Michael Riedel, sorgte für eine raumfüllende Inszenierung, bei der die Mitwirkenden – neben Organisten und Gesangs-Solistinnen und -Solisten auch der Kinderchor der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen und das Orchester „La Tirata - Ensemble pro Alte Musik“ – in verschiedenen Bereichen des Kirchenschiffs platziert waren. Wie groß die Bedeutung der Kirchenmusik für den Glauben ist, hatte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Versammlungsleiterin der Evangelischen Kirche in Frankfurt, Irmela von Schenck, in ihrer Begrüßung betont. Musik erreiche „unmittelbar das Herz und den Glauben“. Neben 14 hauptamtlichen stünden in Frankfurt 60 nebenberufliche Musikerinnen und Musiker im Dienst der evangelischen Kirche, die dafür 1,5 Millionen Euro im Jahr ausgebe.
Zu den Gästen des Neujahrsempfangs zählten neben Oberbürgermeister Peter Feldmann auch Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, die Generalsekretärin der Bundes-FDP Nicola Beer, der evangelische Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, und der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz. Auch Daniela Marschall-Kehrel, die Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken, sowie Vertreterinnen und Vertreter der Jüdischen Gemeinde und verschiedener islamischer Gemeinden waren gekommen.
Oberbürgermeister Peter Feldmann würdigte die „großartigen Veranstaltungen zum Lutherjahr“, die es in Frankfurt gegeben habe, etwa das große Fest auf dem Römer am Pfingstmontag oder der Empfang in der Paulskirche. Frankfurt sei deshalb auch „genau der richtige Ort für den ökumenischen Kirchentag 2021 – wir freuen uns sehr darauf“. Propst Oliver Albrecht rief dazu auf, „Frankfurt neu zu denken“, vor allem, da die Stadt nicht nur an Reichtum, sondern auch an Armut Zuwachs erlebe. Er wünschte ein gutes Gelingen für den Dialog der Religionen und forderte die Christinnen und Christen zu Liberalität und Toleranz auf.