Neues „Frankfurter Forum für Biografiearbeit“ bietet Fortbildungen an
Sich mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen, sei gerade in schwierigen Situationen hilfreich, davon ist die Theaterpädagogin Christa Hengsbach überzeugt. Bei ihrem Engagement in einer „Interkulturellen Werkstatt“ hat sie festgestellt, dass zum Beispiel geflüchtete Menschen bei Theaterprojekten auf kreative Weise belastende Erfahrungen ausdrücken können.
Jetzt hat Hengsbach gemeinsam mit dem Biografen und Schreibberater Stefan Kappner das „Frankfurter Forum für Biografiearbeit“ auf den Weg gebracht. Biografiearbeit sei „seit rund 20 Jahren ein riesiger Trend“, sagt Kappner. Die Methode setze „konkret am Persönlichen an“ und mache in einer sich ständig verändernden Welt die über Jahre hinweg gesammelte Lebenserfahrungen bewusst.
Im Gemeindehaus Dietrich-Bonhoeffer der Gemeinde Frankfurt-Nordwest gibt es ab Februar einmal im Monat eine Einführung in unterschiedliche Methoden der Biografiearbeit. Die jeweils ganztägige Fortbildung richtet sich an Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich in den Bereichen Soziales, Bildung und Beratung engagiert sind, an Lehrkräfte, Studierende, aber auch generell an dem Thema Interessierte. Inhaltlich reicht das Spektrum von interkultureller Biografiearbeit über autobiografisches Schreiben und autobiografisches Fotografieren bis zur Bewältigung von Lebens-Übergängen oder Glaubensfragen.
Stefan Kappner bietet etwa Biografiearbeit mit Hochbetagten an; er hat bereits eine Anleitung zu Biografiearbeit mit Senioren und Demenzkranken verfasst. „Ältere Menschen leben stark in der Vergangenheit und haben das Bedürfnis, Bilanz zu ziehen“, sagt er. Es sei deshalb wichtig, etwa in Altenheimen angemessen darauf zu reagieren, auch weil bei alten Menschen mitunter Traumata zutage treten können.
„Biografische Selbstreflexion fördert die Verarbeitung lebensgeschichtlicher Ereignisse und unterstützt die Identitätsfindung“, sagt Christa Hengsbach. Biografiearbeit komme besonders dort zum Tragen, „wo Krisen oder Wendepunkte eine Rückschau erfordern“. Dass das nicht immer durch Reden geschieht, macht Vivienne Rudolphs Fortbildung „Autobiografisches Fotografieren“ deutlich. „Bilder sind extrem mächtig, die optische Wahrnehmung ist bereits aktiv, bevor wir sprechen können“, sagt die Fotografin, die die Kluft zwischen Selbstbild und Fremdbild unter die Lupe nimmt und ergründet, wie sich an aufgenommenen Fotos das eigene Leben ablesen lässt.
Dem fünfköpfigen Team des „Frankfurter Forums für Biografiearbeit“ gehören noch zwei weitere Frauen an, die ebenfalls eigene Formate dazu entwickelt haben. Die Künstlerin Steffi Barthel hat als Autorin der „Bibliothek der Generationen“ im Historischen Museum unter dem Titel „Begraben im Buchenwald“ das Schicksal ihres Großvaters nachgezeichnet. Sie zeigt mittels Malerei, Collagen, Dokumenten und Objekten ästhetische Zugangsweisen auf. Renée Seehof wiederum führt vor Augen, wie sich bei Ratsuchenden Stärken und Ressourcen ausloten lassen. Als Coach und Beraterin beobachtet sie immer wieder, dass „Biografiearbeit helfen kann, aus Krisen gestärkt und mit neuen Perspektiven hervorzugehen“.
Diese Bandbreite an Zugangsweisen habe schon in der Vorbereitung zu einem intensiven Austausch im Team geführt, durch den alle neue Anregungen und Impulse erhalten haben, sagt Christa Hengsbach. Sie selbst habe sich zum Beispiel gleich für das autobiografische Fotografieren angemeldet.
Die Fortbildungen des „Frankfurter Forums für Biografiearbeit“ werden einmal im Monat samstags von 10 bis 17 Uhr im Gemeindehaus Dietrich-Bonhoeffer, Thomas Mann-Str. 10, in der Nordweststadt angeboten und kosten jeweils 80 Euro. Los geht es am 29. Februar zum Thema „Interkulturelle Biografiearbeit“. Weitere Informationen auf der Facebook-Seite „Frankfurter Forum für Biografiearbeit“ oder telefonisch bei Christa Hengsbach unter 0176 4523 3071. Anmeldungen per Email: biografiearbeit-ffm@web.de.
0 Kommentare
Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.