Neue Pfarrerinnen am Start
Über drei neue Pfarrerinnen, die aber nicht ganz so neu sind, weil sie zuvor schon Vikarinnen waren im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, freut sich die hiesige evangelische Kirche: Hannah Reichel, ausgebildet zur Pfarrerin in Frankfurt-Bornheim, fängt in der Kirchengemeinde Frankfurt-Nordwest an, Mirjam Raupp, die in der Sankt Katharinengemeinde an der Hauptwache die Vikariatszeit verbrachte, übernimmt in der Maria-Magdalena-Gemeinde, Sachsenhausen, eine Pfarrstelle. Laura Kliem, ausgebildet in der Hoffnungsgemeinde zwischen Frankfurter Westend und Bahnhofsviertel, startet in der Offenbacher Mirjamgemeinde. „Ich freue mich, dass wir hier alle gleichzeitig beginnen und im Kontakt bleiben“, sagt Kliem mit Blick auf ihre Frankfurter Kolleginnen. Neben den drei ehemaligen Vikarinnen steht eine weitere Neubesetzung an: Ruth Huppert zieht in das Pfarrhaus in der Nordweststadt.
Mirjam Raupp – tief verwurzelt in der evangelischen Kirche Frankfurts und neu in Maria-Magdalena
Ein „bisschen wie nach Hause kommen“ erscheine ihr der Berufsstart in Maria-Magdalena, äußert Mirjam Raupp. 1989 erblickte sie im Sachsenhäuser Schifferkrankenhaus das Licht der Welt. In Frankfurt hat Raupp auch ihre Studienzeit verbracht, anschließend war sie drei Jahre lang Kollegiatin im DFG-Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“.
Von September 2021 bis Juni 2023 absolvierte die neue Pfarrerin von Maria-Magdalena, die auf Volker Mahnkopp folgt und mit Pfarrerin Stefanie Bohn zukünftig ein Team bildet, ihr Vikariat in Sankt Katharinen. Die zweite Jahreshälfte 2023 verbrachte Mirjam Raupp ein Spezialvikariat als theologische Referentin der Pröpstin in Rheinhessen und Nassauer Land.
Schon während ihres Studiums engagierte Mirjam Raupp sich ehrenamtlich in der Kirche, von 2015 bis 2021 war sie Kirchenvorsteherin der Sankt Paulsgemeinde und von Januar 2016 bis August 2021 Synodale der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
„Als Pfarrerstochter und –enkelin habe ich meine Kindheit und Jugend immer in und mit Gemeinde verbracht – Gemeinschaft ist mir deshalb besonders wichtig“, berichtet Raupp. In ihrem Dienst in der Gemeinde liegen ihr die Kirchenmusik und die Seelsorge besonders am Herzen. Mit ihrem Mann, dem Kirchenmusiker Jens Lindemann, hat sie zwei Kinder.
Der erste Gottesdienst mit Mirjam Raupp findet am Sonntag, 7. Januar, 10 Uhr, in der Osterkirche der Maria-Magdalena-Gemeinde statt.
Hannah Reichel zieht ins Niederurseler Pfarrhaus
Hannah Reichel zieht mit ihrer Familie in das Pfarrhaus in Niederursel. Nicht weit davon entfernt, in Bad Vilbel, ist die 30-Jährige aufgewachsen, in Frankfurt, Mainz und Heidelberg studierte sie Theologie. Von früh an war die Bad Vilbeler Gemeinde für Reichel Heimat, in der Jugend engagierte sie sich im Evangelischen Jugendwerk. Ein nach dem Abitur in einer Kirchengemeinde in England verbrachtes Freiwilligenjahr bestärkte die neue Pfarrerin der Nordwestgemeinde in dem Wunsch, aus dem Ehrenamt einen Beruf zu machen.
„Ein Herzensanliegen meiner Arbeit“ nennt Hannah Reichel „die Seelsorge, worunter ich das Teilen von Freude und Leid im Horizont Gottes in allen Lebenslagen verstehe“. In der Kirchengemeinde Bornheim erlebte sie die Vielfalt des Pfarrberufs. In der Seelsorge, zuletzt im Agaplesion Markuskrankenhaus in Ginnheim, besonders intensiv die Spannungen und auch die Herausforderungen durch Leid, mit denen der Pfarrberuf die Ausübenden konfrontiert.
Ein Wort des Propheten Jeremias hat sie in ihrer Ausbildung begleitet: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“ Suche nach Gott, auch Zweifel und Ambivalenzen auszuhalten, ist der Theologin wichtig – bei aller Zuversicht, dass die Zusage Gottes trägt und für Sinn, Kraft und Orientierung sorgt.
Die Ordination, die offizielle Berufung in den Pfarrberuf Reichels, ist für den 23. Juni terminiert. Ihren ersten Gottesdienst am 7. Januar in der Kirche Cantate Domino, Nordweststadt, gestaltet Hannah Reichel als einen Segensgottesdienst, wer möchte, kann von ihr zu Jahresbeginn einen persönlichen Segen erhalten.
Mit Ruth Huppert kommt eine Bochumerin nach verschiedenen Stationen an den Main
Das Pfarrteam der Nordwestgemeinde, zu dem seit Langem Pfarrer Reiner Dietrich-Zender gehört, wird im Februar die Theologin Ruth Huppert komplettieren, sie war zuletzt Pfarrerin in Griesheim bei Darmstadt. Nach dem Studium in Bochum, Marburg, London und Berlin ging die Theologin nicht direkt ins Pfarramt. Ruth Huppert promovierte, arbeitete an einem Gymnasium als Lehrerin für Latein und Religion, leitete für neun Jahre die Evangelische Stadtakademie in Wiesbaden. „In dieser Zeit ist bei mir der Wunsch aufgekommen, doch selbst noch die Ausbildung zur Pfarrerin zu machen.“ Ins erste Pfarrhaus zog noch die Tochter mit, inzwischen ist sie flügge.
Ruth Huppert, Jahrgang 1977, wird mit Hund „Erna“ das Pfarrhaus in der Nordweststadt bewohnen. „Ich schreibe Texte und Predigten im Kopf beim Gehen“, beispielsweise mit dem Hund. Erste Streifzüge durch die Nordweststadt hat sie unternommen, das Nebeneinander von Hochhaussiedlung und älteren Stadtsiedlungen habe sie an ihre Heimatstadt erinnert, berichtet Huppert. Das Miteinander vieler sehr unterschiedlicher Lebensentwürfe und Lebensgeschichten habe ihr Leben und ihren Glauben geprägt.
Anfang Februar tritt Ruth Huppert ihr Amt in der Gemeinde, die die Stadtteile Niederursel, Nordweststadt und Heddernheim umfasst, an. Ihre Einführung ist für den 18. Februar, 14 Uhr, in der Heddernheimer Sankt Thomaskirche vorgesehen.
Vom Vikariat in Frankfurt ins Offenbacher Pfarramt: Laura Kliem
Laura Kliem beginnt ihre Vorstellung im Gemeindebrief der Evangelischen Mirjamgemeinde mit einem Ausrufezeichen und sichtlicher Freude: „Ich bin ab Januar die neue Pfarrerin!“ Dass sie beim Einstellungsgespräch im Kirchenvorstand auf die Frage, für was sie sich begeistert, spontan „Tanzen“ gesagt hat, passt.
Mit Laura Kliem, 31, zuletzt Vikarin in der Frankfurter Hoffnungsgemeinde und abschließend in der Frankfurter Untersuchungshaftanstalt für Männer tätig, ist das Pfarrteam der größten evangelischen Kirchengemeinde Offenbachs nahezu komplett, eine halbe Stelle ist noch frei. Kliem und ihre Kollegin Louisa Frederking sind eine Generation, sie bilden ein ausgleichendes Team mit verschiedenen Schwerpunkten, „das passt gut“, findet die Neueinsteigerin. Die gebürtige Hessin, aufgewachsen in Bad Vilbel-Dortelweil, engagierte sich in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit, dort reifte ihr Studienwunsch „Theologie“ heran. Die ersten Semester absolvierte die neue Mirjampfarrerin in Frankfurt. Aber dann zog es sie doch weiter, nach München und Mainz. In der bayerischen Landeshauptstadt fing Laura Kliem an „zum Broterwerb“ in einer Kita zu jobben. Statt „wie eigentlich üblich“ nach dem ersten Theologischen Examen in Frankfurt in das Vikariat, die Pfarrausbildung, zu wechseln, blieb die junge Theologin an der Uni und erwarb einen Bachelor in Erziehungswissenschaften.
Dass die Evangelische Hoffnungsgemeinde, gelegen zwischen noblem Frankfurter Westend, dem im Umbruch befindlichen einstigen Arbeiterquartier Gutleutviertel und der Bahnhofsgegend ihr Ausbildungsterrain wurde, empfindet die neue Offenbacher Pfarrerin „als Glücksfall“. Kliem freut sich darauf, auch in der Mirjamgemeinde auf unterschiedliche Gegenden Offenbachs zu treffen. Im Laufe des Jahres 2024 – nach der Renovierung – wird sie von Frankfurt-Eschersheim weg- und mit ihrem Mann in die Pfarrwohnung an der Waldstraße ziehen.
Die Ordination, die offizielle Verpflichtung von Laura Kliem in das erste Pfarramt, wird der Propst für Rhein-Main Oliver Albrecht am 17. Februar, um 14 Uhr, in der Lutherkirche, Waldstraße 74-76, im Rahmen eines Festgottesdienstes vornehmen.
Wer Kliem als Predigende erleben will, hat dazu schon vorher Gelegenheit. Den ersten Gottesdienst hält sie am kommenden Sonntag, 7. Januar 2024, 10 Uhr, in der Lutherkirche – zu verfolgen ist er auch als Livestream.