Mit Schiffsscheinwerfern kündigt sich der Nikolaus an
„Der Ort strahlt viel aus“ – sagt Pfarrerin Cäcilie Blume und meint die Fähranlegestelle in Schwanheim. Auch drei Tage danach ist sie noch ganz begeistert von dem Nikolausabend, an dem mehr als 150 Kinder und Erwachsene teilnahmen: „Das gibt Energie“ – die Begeisterung der Kinder, der Mitwirkenden.
Fährmann Sven Junghans hatte sie und ihre Kollegin Sandra Hämmerle, beide Evangelische Martinusgemeinde, an Pfingsten unterstützt beim Tauffest am Main und sein Schiff dafür in Gang gesetzt. Der „Nichtkirchler“ war ganz begeistert, fragte nach, was kann man noch machen? Wozu gibt es Geschichten? Bischof Nikolaus von Myra sei ihnen in den Sinn gekommen, erzählt Pfarrerin Blume, und wie dieser es schaffte, einen Kapitän zu erweichen, trotz Verbots Getreide ans Volk abzugeben - auf wundersame Weise waren die Vorräte des Schiffs tags darauf gleichermaßen gefüllt.
In der Dämmerung versammelten die Kinder sich dann vergangenen Freitag am Fluss, um auf den Nikolaus zu warten, gemeinsam stimmten sie vier Strophen des Liedes „Es kommt ein Schiff geladen an“ an, riefen in die wachsende Dunkelheit nach dem Nikolaus. Erstmal passierte nichts – doch dann ließ Sven Junghans die Schiffsscheinwerfer aufleuchten, steuerte seine Fähre gen Ufer.
Mit an Bord Helmut Frank, Märchenerzähler und engagiertes Mitglied der benachbarten Goldsteiner Dankeskirchengemeinde. Hinter einem weißen Rauschebart verschwand Franks Gesicht, gewandet war er in festliches Rot, ausgestattet mit Hirtenstab und Mitra, der Amtshaube, dahinter war kein Alltagsmensch zu vermuten. Die Veranstalterinnen wollten keine Nikolauskluft von der Stange, „wir wollten nicht, dass es nach Santa und Werbung aussieht“, erzählt Pfarrerin Blume. Die katholische Nachbargemeinde besitzt ein „Amtskostüm“. Weil dort der Nikolausabend bereits am 5. Dezember gefeiert wird, konnte es für den 6. ausgeliehen werden.
Frank nahm die Kinder auf eine Zeitreise mit, erzählte davon, was der Nikolaus einstens in der Türkei zuwege brachte – und er hatte für die Kinder Jutesäcke voller Geschenke an Bord. Namentlich wurden sie aufgerufen, erhielten die Präsente, die die Eltern vor der Veranstaltung still und heimlich mit dem Namen versehen übergeben hatten. Für „Notfälle“ hätten sie weitere Geschenke in petto gehabt, „aber wir haben nur eins gebraucht“, erzählt Blume.
Die Eltern nahmen das Angebot gerne an, „sonst muss man den Nachbar fragen“. Der ist wahrscheinlich nicht nur leichter zu enttarnen, sondern erzählt vermutlich auch nicht so anschaulich wie Helmut Frank. Mit ihm aus der Dankeskirchengemeinde gekommen waren Posaunenbläser, sie begleiteten das Lied „Lasst uns froh und munter sein“, das die Kinder für den Nikolaus sangen. Patricia Wieseke von der gleichnamigen Schwanheimer Fleischerei schenkte Punsch aus, bot süße Brötchen an. Für die Erwachsenen gab es Glühwein.
Pfarrerin Blume erfreut, dass solche Ereignisse zeigen, welche Rolle Gemeinde im Stadtteil spielt, wie sie Menschen zusammenbringt an diesem besonderen Ort. Gefreut hat sie auch, dass sie unter den Kindern ein sechs Jahre altes Mädchen entdeckte, das an Pfingsten beim Tauffest der Gemeinde an der Schiffsanlegestelle dabei war. Nun gibt es gleich zwei Ereignisse, die sie mit dem Ort und der Gemeinde verknüpft.