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„Mauern zum Leuchten bringen“: Licht und Musik in der Katharinenkirche

Für die Katharinenkirche an der Hauptwache haben die Künstlerin Victoria Coeln und der Organist Martin Lücker unter dem Motto Katharinen+Passion ein Gesamtkunstwerk aus Licht und Klang entwickelt. Es ist in der Passionszeit immer mittwochs um 18 Uhr sowie während der Luminale dreimal täglich zu erleben.

"Katharinen+Passion": Lichtinstallation von Victoria Coeln in der Katharinenkirche.  |  Foto: Victoria Coeln - Atelier Coeln
"Katharinen+Passion": Lichtinstallation von Victoria Coeln in der Katharinenkirche. | Foto: Victoria Coeln - Atelier Coeln

Die Idee, dass Kirchenfenster dazu dienen „die Wände transparent zu machen“, gefällt der Lichtkünstlerin Victoria Coeln. Die Installation der Wienerin unter dem Motto „Katharinen+Passion“ sorgt dafür, dass die Wände der Katharinenkirche an der Hauptwache aussehen, als wären sie nicht aus Stein gemauert, sondern aus hellen Lichtleisten und lichter Tünche erbaut. Das Rippengewölbe der Decke überzieht ein abstraktes Fachwerk luzider Balken. Rote und gelbe Schlieren, aufgetragen mit Hilfe von Licht, rücken den Altarraum in den Fokus.

Projektoren sorgen bei diesem Lichtkunstwerk von der Orgelempore aus für den veränderten Raumeindruck. Geritzte und gefärbte Glasscheiben bewirken die Farbeffekte. Dazu kommt Orgelmusik: Es erklingen die „Sept Chorals-Poèmes d`Orgue pour les Sept Paroles du Xrist op. 67“, sieben Choral-Dichtungen für die sieben Worte Christi am Kreuz. In den sieben Wochen der Passionszeit wird immer mittwochs um 18 Uhr im Rahmen einer Passionsandacht einer der sieben Sätze in Musik umgesetzt, die Jesus in seiner Todesstunde am Kreuz gesprochen haben soll. Zur Luminale am März gibt es dann dreimal am Tag eine komplette Aufführung.

Schmerz und Schönheit verschmelzen

Initiiert hat das Projekt Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz. Die Verwandlung der Katharinenkirche sei ein „vielschichtiges Werk zeitgenössischer Lichtkunst“. Altes verbinde sich mit Neuem, Leid und Schmerz verschmelze mit Schönheit. Die Namensgeberin der Kirche und des Mottos, Katharina von Alexandria, sei wegen ihres Glaubens ermordet worden. Als mutige Frau stehe sie für die Hoffnung, dass Leid und Schmerz überwunden werden können. Eine kleine steinerne Figur von Katharina steht im Durchgang zum Kirchenschiff von der Katharinenpforte aus. Dieser Seiteneingang der Kirche gegenüber dem Kaufhof ist normalerweise geschlossen, wird aber aus Anlass von „Katharinen+Passion“ ausnahmsweise geöffnet.

Das Aufeinandertreffen von Schönheit und Schmerz wird auch in der Farbwahl von Künstlerin Coeln bei diesem Projekt deutlich: Rot steht für die Liebe, aber auch für das Blut, das Jesus am Kreuz vergossen hat. Die andere verwendete Farbe, Gelbgrün, könne als Frühlingsbote, aber auch als Sinnbild für Krankheit interpretiert werden. 

Victoria Coeln hat an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Bühnengestaltung gelernt, aber sie hat auch Mathematik studiert. Zusammen mit ihrem Atelier-Team hat die 55-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten schon vieles mit Hilfe von Licht gestaltet: Im vergangenen Jahr Antikes auf Zypern, für die Kunstfestspiele in den Herrenhauser Gärten in Hannover kreierte sie „Painting the Night“, im Wiener Stephansdom schuf sie in der Passionszeit 2017 „Verhüllungen“, ein Kunstprojekt, bei dem es um Lebenszeit, Herkunft und Geschlecht ging.

Auf Musik von Tournemire fiel die Wahl von Martin Lücker, weil „die besonderen meditativen Werte dieser Musik, ihre Ausdrucksspanne zwischen Kargheit und aufbegehrendem Schrei innere Räume öffnen, in denen Lichtinstallation und Klänge zu einem ganz eigenen Erleben finden können“, wie der Organist sagt. Es sei Tournemire darum gegangen, eine Musik auszuwählen „die Platz lässt“. Anders als die französische Orgeltradition etwa bei Widor und Vierne kenne Tournemire keinen Formalismus, sondern habe sich vielmehr von César Franck und gregorianischen Chorälen inspirieren lassen.

Weitere Aufführungen bei der Luminale

Das Projekt „Katharinen+Passion“ wurde nicht nur mit Blick auf die Passionszeit, sondern auch für die Luminale konzipiert, die vom 18. bis zum 23. März in Frankfurt und Offenbach stattfindet. Während bei den Mittwochsandachten jeweils nur Abschnitte von Charles Tournemires „Sieben Worten“ zu hören sein werden, gibt es an den Luminaletagen 50-minütige Aufführungen der kompletten sieben Interpretationen, und zwar an allen Tagen jeweils drei Mal, um 19 Uhr, um 20.30 Uhr und um 22 Uhr. Am 18., 20., 21. und 23. März spielt Lücker selbst die Orgel, am 19. und 22. ist Jorin Sandau zu hören, ein früher Student Lückers, der inzwischen als Regionalkantor in Darmstadt arbeitet.

Die Schirmherrschaft für das Projekt hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, übernommen. Gefördert wird es von der Arbeitsgemeinschaft der St. Katharinengemeinde e.V., dem Andere Zeiten e.V., der Ernst-Max von Grunelius-Stiftung, der Evangelischen Bank, der Evangelischen Zukunftsstiftung Frankfurt am Main, der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main sowie der Achat Hotel- und Immobiliengesellschaft.


Autorin

Bettina Behler 342 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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