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Letzte Saison für den Motorrad-Pfarrer

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Er fährt gerne Motorrad und manchmal bis direkt vor den Altar: der hessische Motorradpfarrer Thorsten Heinrich. Dieser Sommer war seine letzte Saison als Seelsorger in Lederkluft. Ein Gedenkgottesdienst für verunglückte Biker findet am 6. Oktober, um 14.30 Uhr, in der Frankfurter Katharinenkirche statt. | von Jens Bayer-Grimm

Motorrad-Pfarrer Thorsten Heinrich hört zum Jahresende auf. | Foto:Tim Wegner/epd-Bild
Motorrad-Pfarrer Thorsten Heinrich hört zum Jahresende auf. | Foto:Tim Wegner/epd-Bild

„Die Geschwindigkeit ist wie ein Rausch, ich kann mich selbst spüren, rieche die Natur, fühle Freiheit in einer Welt, die immer mehr reglementiert wird“ – so beschreibt Thorsten Heinrich, warum das Motorradfahren ihn so fasziniert. Diese Saison ist seine letzte als Motorrad-Pfarrer. Ende des Jahres wird die halbe Stelle der evangelischen Motorradseelsorge in Hessen gestrichen.

Das Motorrad sei viel stärker als das Auto ein Mittel zur Begegnung, Ausdruck von Freude und Lebensqualität, schwärmt Heinrich. Er fährt eine Honda CBF 1000 mit 98 PS, die bis 180 Kilometer in der Stunde schnell ist. „Ich fahre auf der Autobahn aber höchstens 130 Stundenkilometer“, sagt der 60-Jährige. „Ich bin Motorradwanderer auf der Landstraße.“

Seit dem 16. Lebensjahr sei er mit dem Motorrad unterwegs, erzählt Heinrich. Seine erste Maschine war eine Enduro Honda XL 185 mit 16 PS. „Mit 18, 19 Jahren hat mir das Motorrad alles bedeutet“, erzählt er. „Alle meine Freunde fuhren eines, es war ein Lebensgefühl von Freiheit.“ Dann kamen Bibelfreizeiten und Treffen von christlichen Bikern auf Kirchentagen. 2011 wurde Heinrich selbst zum Motorradpfarrer ernannt.

Rückblickend schwärmt er von früheren Bikertreffen an Heiligabend auf dem Feldberg. Einmal sei ein Fahrer im Weihnachtsmann-Kostüm mit einem von Lämpchen beleuchteten Motorrad angerollt, viele brachten Thermoskannen mit, eine Sambagruppe machte Stimmung.

Beim diesjährigen „Anlassen“ der Saison im April rollte Pfarrer Heinrich auf einer geliehenen elektrischen Harley-Davidson zum Altar. Der traditionelle Bikergottesdienst zum Saisonstart solle die Teilnehmer:innen „positiv aufladen“, sagt er. Motorradfahrer:innen seien 30-mal mehr unfallgefährdet als Autofahrer:innen. Viele seien sich des Risikos und der Begrenztheit des Lebens bewusst. Er selbst habe zwei enge Freunde durch tödliche Unfälle verloren. Jedes Jahr im Herbst findet eine Gedenkfahrt für verunglückte Biker statt, dieses Jahr am Sonntag, 6. Oktober. Start ist um 13 Uhr am Frankfurter Rebstockgelände, der Gottesdienst in der Katharinenkirche an der Hauptwache beginnt um 14.30 Uhr.


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