Israel erwandern: „Beim Gehen öffnen sich die Sinne“
Frau Claus, Bildungsreisen nach Israel kennt man, aber warum eine Wanderreise?
Ich glaube, dass einem ein Land näherkommt, wenn man dort zu Fuß unterwegs ist. Nicht nur, dass Gehen die Gedanken anregt – man spürt auch die Luft und die Sonne auf der Haut. Riecht den Duft, der in der Luft liegt, den Obstbäume und Felder und Blumenwiesen verbreiten. Nimmt die Geräusche um sich herum wahr. Begegnet anderen, die auch zu Fuß unterwegs sind und kommt bestenfalls sogar ins Gespräch. Es öffnen sich alle Sinne für das Land, in dem man unterwegs ist.
Bis zu 20 Kilometer am Tag sind ja eine sportliche Herausforderung, ist das Absicht?
Die schönsten Flecken dieser Erde wollen eben „erwandert“ werden und das kann dann auch mal etwas weiter sein. Ich selber wandere sehr gerne und habe die Erfahrung gemacht, wie gut vor allem auch längere Wanderungen tun. Umso schöner ist es, anzukommen, über Gesehenes und Erlebtes nachzusinnen und zu entspannen.
Wie genau verläuft die Strecke? Welche Besichtigungen sind geplant?
Die Reise beginnt in Tel Aviv mit einem Überblick über Gesellschaft und Politik, sowie Touren durch das geschichtsträchtige Jaffa und die „weiße Stadt“ Tel Aviv. Von der modernen Hightech-Metropole geht es weiter mit dem Bus in die nördliche Region des See Genezareth. Hier unternehmen wir unterschiedliche Wanderungen und bestaunen die großartige landschaftliche Vielfalt. Anschließend fahren wir ins Westjordanland. Wir begegnen auf dem Berg Garizim Samaritanern und fahren weiter nach Nablus, das ist ein regionales Handelszentrum mit wunderschöner Altstadt. Die nächste größere Wanderung führt von Ain Samia zur Quelle von Auja. Von dort fahren wir nach Jericho, der tiefstgelegenen und zugleich vermutlich ältesten Stadt der Welt. Am Tag darauf wandern wir durch das Wadi Qelt. Die letzten drei Tage verbringen wir in Jerusalem, wo es viel zu sehen gibt: die Altstadt, die Gedenkstätte Yad Vashem, Synagogen, den Markt Mahane Yehuda in der Jerusalemer Neustadt und noch viel mehr. Wir werden an unserenn Stationen immer wieder Menschen begegnen, um über die jeweiligen Situationen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Manche Punkte sind noch in der Planung.
Kommt man den biblischen Geschichten näher, wenn man die Orte aufsucht?
Viele Reiseveranstalter bewerben Israel genau so: Dass man dort auf den Spuren biblischer Geschichten unterwegs sein kann. Meine Absicht ist das aber, ehrlich gesagt, nicht. Natürlich werden biblische Orte eine Rolle spielen, aber die Geschichte ist weitergegangen. Wie gestaltet sich die Situation Israels heute? Israel fasziniert aufgrund seiner gesellschaftlichen Vielfalt und natürlich ganz besonders aufgrund der Vielfalt des Judentums. Wir verstehen das Christentum und das Neue Testament erst dann, wenn wir uns mit dem Judentum beschäftigt haben. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, den Mitreisenden das Judentum und seine Entwicklung näherzubringen.
Wird es auch um die aktuelle Situation in Israel gehen?
Ja, die Reise soll auch einen Überblick über Politik, Gesellschaft und Geschichte Israels ermöglichen. Der israelisch-palästinensische Konflikt berührt uns auf vielen Ebenen: Wir hören über ihn in den Nachrichten, er steht im Fokus zahlreicher Demonstrationen sowie Diskussionsveranstaltungen, und er begegnet uns hier und da sogar bei der Auseinandersetzung mit Familie und Freunden. Wie können wir uns dazu verhalten, ohne uns mit den aktuellen Realitäten und Narrativen vor Ort auseinandergesetzt haben? Vielleicht gelingt es nach der Reise ein klein wenig besser. Einen Eindruck von den gegenwärtigen Gegebenheiten vor Ort zu bekommen, gelingt mit dem Reiseveranstalter Alsharq besonders gut, weil dieser sich zum Ziel gesetzt hat, unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und religiösen Strömungen vor Ort zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Derartige Reisen waren für mich bisher die eindrucksvollsten.
Was kostet die Reise und wer kann mit?
Mitfahren können alle, die sich das Wandern zutrauen. Der Preis liegt voraussichtlich bei ungefähr 1.800 Euro pro Person inklusive Übernachtungen mit Halbpension, deutschsprachiger Reiseleitung, Transport vor Ort, Eintrittspreise und Snacks. Die An- und Abreise nach Israel muss selbst organisiert werden, ist aber über den Reiseveranstalter möglich, und Einzelzimmer kosten einen Aufschlag.
Über alle offenen Fragen kann man sich bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 17. Januar, um 19.15 Uhr im Gemeindehaus, Rhönstraße 74, informieren.
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