Israel und Palästina: Die positiven Geschichten erzählen
Nach einer der schwersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern bis zu diesem Zeitpunkt im Mai 2021 machte sich Igal Avidan, in Deutschland lebender israelischer Journalist, auf den Weg in die Region. Damals ahnte niemand, dass dieser Konflikt im Nahen Osten eine neue, grausame Stufe erreichen würde. Heute, nach den Massakern der radikalislamischen Hamas an israelischen Zivilist:innen am 7. Oktober, hat sich die Situation im Land verändert. Dennoch gibt es immer noch vereinzelte Verbindungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis. Avidan betont, dass die Geschichten eines möglichen friedlichen Zusammenlebens bereits vor dem terroristischen Massaker übersehen wurden. "Um so wichtiger ist es jetzt, davon zu berichten und einen hoffnungsvollen Blick nach vorne zu richten."
Avidan reiste durch Städte wie Akkon, Lod, Ramla, Haifa, Jaffa und Jerusalem, die eine traditionell gemischte jüdisch-arabische Bevölkerung haben. Er befragte etwa 50 Menschen zu ihrer Situation, ihren Familiengeschichten und ihrer Sicht auf das Leben und die Zukunft Israels.
Ein Beispiel ist Mahmoud Safadi. Der vom Militärgericht als Terrorist Verurteilte habe während seiner langjährigen Haft in einem israelischen Gefängnis Hebräisch gelernt und einen Magister in Israelischer Landeskunde gemacht: Er wolle seinen Feind kennenlernen. Avidan fragte Safadi, was er von den jüdischen Israelis gelernt habe. "Die Demokratie!", antwortete Safadi. Er wünscht sich, dass ein palästinensischer Staat demokratische Strukturen wie Israel hat.
Mit seinem Buch möchte Igal Avidan zeigen, dass der jüdisch-arabische Alltag in Israel stärker ist als der Konflikt. "Alle Menschen dort wollen ein gutes und friedliches Leben führen. Sie wollen eine Lösung des Konflikts", erklärt der Autor seine Reiseeindrücke. Ob in einem jüdisch-arabischen Kindergarten in Haifa, in dem die Kinder beide Sprachen sprechen und gleichermaßen von jüdischen und arabischen Erzieher:innen betreut werden, oder in einer Stadt mit einer Mauer, die einst die jüdische von der arabischen Bevölkerung trennen sollte und heute eine Fußgängertür hat – der jüdisch-arabische Dialog wächst über Generationen hinweg, auch wenn es Rückschläge gibt. Viele kleine Projekte zeigen jedoch, dass der Wille für ein Miteinander vorhanden ist und tatsächlich gelebt wird, so Avidan.
Alle, einschließlich der israelischen Regierung, müssten sich darüber im Klaren sein, dass die Hamas das Problem sind und nicht die palästinensische Zivilbevölkerung, appelliert Avidan. Dieser Konflikt könne nur politisch gelöst werden, mit Krieg auf Krieg zu antworten sei höchstens eine kurzfristige Lösung. Immer wieder betont Avidan, dass zumindest eine friedliche Koexistenz möglich ist. Sein Buch erzählt die positiven Geschichten, von denen es viel zu wenige gibt.
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