Hochzeitsmesse: Zutrauen schaffen
Bekanntlich sagt ein Blick manchmal mehr als 1000 Worte. Joachim Preiser, der am vergangenen Wochenende einen Standdienst bei der Präsenz der Evangelischen Kirche auf der Hochzeitsmesse „TrauDich!“ übernommen hatte, setzte zuallererst auf Augenkontakt. Wird er erwidert oder schnell weggeblickt? Je nachdem hat er Kontakt aufgenommen: „Haben sie schon einmal über eine kirchliche Trauung nachgedacht?“, war eine seiner Einstiegsfragen, wenn die Leute den Blick erwiderten. „Die Menschen anzusprechen, das müssen wir als Kirche noch mehr lernen – ohne übergriffig zu sein“, findet der Pfarrer aus Frankfurt-Nied.
Floristen, Brautmodenproduzentinnen, Videofilmerinnen, Eventplaner, freie Rednerinnen und Redner tummelten sich am 7. und 8. Januar auf dem Messegelände. Nach coronabedingten Erschwernissen wird der „schönste Tag im Leben“ offenkundig wieder detailreich und langfristig geplant. Neben Paaren hat Preiser oftmals die Konstellation Mutter Tochter gesehen. Letztere sind aber eher in Richtung Modenschauen abgezweigt.
Paare haben bei ihm und seiner Kollegin Antonia von Vieregge, Pfarrerin in Frankfurt-Berkersheim, durchaus Halt gemacht. Fragen wie: Was ist, wenn ein Teil buddhistisch ist? Wie finde ich mein Pfarramt? Gibt es Probleme für Geschiedene? wurden gestellt. Von Zweierteams wurden sie in wechselnden Schichten beantwortet.
Oftmals standen junge Vikarinnen dafür bereit, auch Prodekanin Amina Bruch-Cincar war stundenweise an dem Hochzeitsmessen-Stand anzutreffen. Sie setzt darauf, dass Gemeindepfarrerinnen und –pfarrer sich auf den Trend zu Freilufttrauungen an besonderen Orten einlassen. „Brautpaare sollen ihre Kirche an ihrer Seite wissen, auch wenn ihre Vorstellungen von einer Hochzeit weniger traditionell sind.“
Joachim Preiser hat einen Flyer mit attraktiven Traukirchen der Gegend zusammengestellt. Er kam nach dem Prinzip, „wer meckert, muss auch machen“ – freiwillig – zu seinem Einsatz. Früher stand schon mal ein übergroßer Playmobil Luther an dem evangelischen Hochzeitsmessenstand, Checklisten, die bis hin zum Catering reichten, wurden ausgelegt. Darüber hatte er sein Missfallen geäußert – „wir müssen das vertreten, wofür wir stehen, die kirchliche Trauung“. Und ein bisschen mehr in die Standgestaltung investieren, fand Pfarrer Preiser.
Eine Kirchenkulisse wurde gestaltet und aufgespannt, ein Rollup „Traut euch – wir segnen euch“ von der Evangelischen Kirche in Kurhessen und Waldeck ausgeliehen. Es habe im Team Stimmen gegeben, die sich für Segenszusprüche vor Ort ausgesprochen hätten, das ist nicht Preisers Art, zu trubelig, zu sehr „to go“. Andere hätten sich noch mehr Deko gewünscht, „richtig poppig“. „Ich bin da eher konservativ“, räumt der 52-Jährige ein.
Aus den Gesprächsaufnahmen wurden oft keine Trauberatungen. „Ich habe mit Kirche eigentlich nichts zu tun“ – auch nach solchen Aussagen seien die Leute jedoch vielfach stehen geblieben, hätten aus ihrer Biographie erzählt, von guten und schlechten Erfahrungen mit der Kirche. Der Austausch habe dann manchmal zehn Minuten oder gar eine Viertelstunde gedauert, erzählt der Theologe. „Das hat jetzt richtig gut getan“ – ein Satz wie dieser, geäußert von einer Kirchendistanzierten, auch dafür hat Preiser da gestanden auf der Hochzeitsmesse.
Viele Informationen rund um das Thema kirchliche Trauung hat die EKHN auf Ihrer Website zusammengestellt. Hier finden Sie alles rund um den Ablauf, die Vorbereitungen, beliebte Traukirchen und vieles mehr: Die kirchliche Trauung