Haushaltsfragen und Blicke über den eigenen Tellerrand
Das evangelische Kirchenparlament von Frankfurt und Offenbach, gebildet aus Synode und Regionalversammlung, hat bei seiner Tagung am 15. Februar den Doppelhaushalt 2023/2024 für den Evangelischen Regionalverband und das Evangelische Stadtdekanat beschlossen.
Für den Evangelischen Regionalverband umfasst der Haushalt 2023 ein Volumen von annähernd 246 Millionen Euro, für 2024 sind rund 257,5 Millionen Euro vorgesehen. Der Evangelische Regionalverband ist Träger zahlreicher Einrichtungen und zudem unter anderem für Baumaßnahmen zuständig.
Das Stadtdekanat, dem die 60 Kirchengemeinden in Frankfurt und Offenbach angehören, hat für 2023 ein Budget von 3,95 Millionen eingeplant, für das kommende Jahr sind rund vier Millionen für die vom Dekanat aus geleistete Arbeit vorgesehen.
Im vergangenen Jahr wurde die Spitze des Evangelischen Regionalverbandes neu organisiert, gebildet wird sie von Thomas Speck, Kaufmännischer Geschäftsführer und Leiter der Verwaltung, sowie von Diakoniepfarrer Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer und Leiter der Fachbereiche. Speck erläuterte den Delegierten in der Sitzung die Zahlen des Haushalts, Eisele legte Schwerpunkte und Entwicklungen der Arbeit dar.
Die Aufstellung eines Doppelhaushalts sei auf kommunaler und Landesebene durchaus geläufig und geschehe hier auch mit Zustimmung der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), führte Speck in das Thema ein. Die vorliegenden Posten bildeten den neu aufgestellten Verband ab. Im sozialdiakonischen Bereich gibt es jetzt drei Fachbereiche: Beratung, Bildung, Jugend; Diakonie und Seelsorge sowie den Fachbereich Evangelische Tageseinrichtungen für Kinder. Auch bei der Verwaltung gab es Reorganisationen, fünf Abteilungen teilen sich die Aufgaben.
Diakoniepfarrer Eisele sprach von wachsenden Herausforderungen und führte aus: „Das Thema Armut bei Kindern und Jugendlichen, in Familien, bei Alleinerziehenden und im Alter bewegt uns.“ Ein anderer Punkt, den er bei der Sitzung im Frankfurter Dominikanerkloster ansprach, war: „Wir brauchen einen neuen Blick für die Bedeutung der Quartiere und müssen für diese neue Konzepte entwickeln.“
Die Unterstützung von jungen Menschen, von Familien, Alleinerziehenden, von „Menschen, die durch Krankheit oder Schicksal ihre Lebensspur verloren haben“, benannte Eisele als Beispiele für Aufgaben. Als exemplarische Einrichtungen, die dies leisteten, zählte er Beratungsstellen, Unterkünfte und aufsuchende Sozialarbeit auf. Um all das bewerkstelligen zu können, seien Fragen der Refinanzierung und ein gutes Kostenmanagement wesentlich, so der Diakoniepfarrer.
Mit der Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung werde für mehr Haushalts-Transparenz gesorgt, legte Speck den Parlamentarier:innen dar. Bei dem Blick auf die Zahlenübersicht benutzte der Verwaltungsleiter den Ausdruck „Kurve des Schreckens“ unter Verweis auf die Energiekosten, die erheblich gestiegen sind.
Die erhöhten Energiekosten und die Reaktion der hiesigen evangelischen Kirche mit ihrem Synodenbeschluss vom September darauf, die Gotteshäuser in diesem Winter nicht zu heizen, griff der evangelische Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach, Achim Knecht, in seinem Beitrag auf. Von Protest-Mails berichtete er, auch von verantwortungsvollem Verhalten der Gemeinden, das beispielsweise dazu führte, Gottesdienste in leichter beheizbare Gemeindehäuser zu verlegen.
14 Gemeinden hätten Ausnahmen von der Regelung beantragt und ihre Kirchen auf eigene Kosten für Veranstaltungen oder Konzerte geheizt, während sonst der Evangelische Regionalverband die Kosten trägt. Er gehe nicht davon aus, dass Kirchen zukünftig wieder über 18 Grad hinaus geheizt werden, sagte Knecht, „das lässt sich auch aus Gründen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit nicht mehr vertreten.“ Sorgfältig werde jedoch ausgewertet, welche Folgen der Verzicht aufs Heizen für Gebäude und Orgeln hat.
Zu den weiteren Themen, die der Stadtdekan bei der Sitzung ansprach, gehörte die Beobachtermission unter der Leitung des evangelischen Pfarrers für gesellschaftliche Verantwortung, Gunter Volz, bei der Räumung des Fechenheimer Waldes. „Diese Form des gesellschaftspolitischen Engagements von evangelischer Kirche ist in Frankfurt neu. Die Rückmeldungen der Beobacher:innen, Bürgerinitiativen und der Polizei zeigen eine positive Resonanz“, so Achim Knecht. Die Beobachter:innen hätten zur Deeskalation und einem friedlichen und transparenten Verlauf beigetragen.
Sowohl angesichts des Krieges in der Ukraine, der nun schon ein Jahr währt, als auch mit Blick auf das Erdbeben in Syrien, forderte der Stadtdekan zu Reaktionen auf. Knecht schloss sich dem Aufruf der Landeskirche zu Friedensgebeten mit Blick auf den Krieg in der Ukraine an. Der Stadtdekan bat darum, die Menschen in den betroffenen Gebieten in der Türkei und Syrien ins Gebet aufzunehmen und nach Möglichkeit auch für sie zu spenden. Beispielsweise für die Diakonie Katastrophenhilfe, die mit Partnerorganisationen vor Ort zusammenarbeitet, um die Betroffenen mit dem Nötigsten zu versorgen.