Flughafenpfarrerin: Auch Mitarbeitende sind „hochgradig belastet“
„Als ich einige Mitarbeitende nach ihren Pausenzeiten gefragt habe, haben die nur gelacht“, sagte die Pfarrerin. Das Personal arbeite größtenteils sieben Tage die Woche, zehn Stunden am Tag, „ohne Verschnaufpause“. Aber auch die Passagiere seien gestresst. „Besonders Familien und Kinder leiden.“ Ihr blute das Herz, wenn Kinder mit Sonnenhut in der Schlange stehen und erfahren, dass es möglicherweise nicht wie geplant in den lang ersehnten Urlaub geht. Auch für die Eltern eine belastende Situation, denn: „es gibt ja kein Entertainment in der Schlange“. Ähnliches gelte für Gruppen mit behinderten Menschen.
Klünemann und ihre Kolleginnen und Kollegen der Evangelischen Flughafen-Seelsorge versuchen, immer präsent zu sein, nachzufragen, Hilfe anzubieten, vom Angebot der Flughafen-Kapelle zu informieren. „Das nutzen viele Reisende, weil sie dort Ruhe finden vom Trubel im Terminal“, sagte die Theologin. Sie könne die Enttäuschung der Menschen verstehen: Gerade nach Corona wollten viele etwas anderes sehen und erleben. Einige hätten Monate oder Jahre auf den Urlaub gespart.
Daneben gebe es auch noch die Geflüchteten aus der Ukraine, für die der Frankfurter Flughafen oft eine Station etwa auf dem Weg nach Kanada oder die USA sei. Für Menschen, die sich ohnehin nur schwer verständigen könnten, sei die Situation doppelt belastend. „Oft haben die Leute auch ihr komplettes Geld in den Flug gesteckt“, sagte Klünemann.
Bei den Flugreisenden untereinander beobachtet die Pfarrerin eine zunehmende Solidarität. Während anfangs alle nur genervt gewesen seien, würden sich die Menschen heute oft gegenseitig helfen. Auch die Mitarbeitenden tüftelten ständig an neuen Ideen gegen das Chaos. Für alle, die ihren Sommerurlaub noch vor sich haben, empfahl die Flughafenpfarrerin: „Gelassen bleiben, Zeit mitbringen und sich schon einige Tage vor dem Urlaub nicht mehr so viele Aufgaben zumuten.“
Autorin: Carina Dobra, epd
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