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Ein Festsonntag der Französisch-Reformierten in Offenbach

Mit EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung wurde das 325. Jubiläum der Gemeinde und 850 Jahre Waldenser begangen in Form eines Festgottesdienstes, an den sich ein Sommerfest anschloss.

Die Festgesellschaft versammelt sich an der Kirchenpforte für ein Erinnerungsfoto. I Foto:  Benedikt Jetter, Deutsche Waldenser
Die Festgesellschaft versammelt sich an der Kirchenpforte für ein Erinnerungsfoto. I Foto: Benedikt Jetter, Deutsche Waldenser

Im Eingangsbereich der Offenbacher Französisch-Reformierten Kirche hängt das hölzerne Wappen der Gemeinde: 1699, das Gründungsjahr, und der Hilferuf der in Seenot befindlichen Jüngerinnen und Jünger Jesu aus dem Matthäus-Evangelium sind in das Wappen eingeschnitzt: „Herr (Jesus), rette uns, wir gehen unter!“. Gemeinde als rettender Hafen: „So kamen sie an, die Glaubensflüchtlinge, Hugenotten und Waldenser, und fanden Schutz und Aufnahme im weltoffenen Offenbach“, schreibt Prodekanin Amina Bruch-Cincar in ihrem Grußwort zum 325. Jubiläum der an der Herrnstraße ansässigen Gemeinde.

Am 9. Juli 1699 feierten die in Offenbach „gelandeten“ hugenottischen Glaubensflüchtlinge in der deutsch-reformierten Schlosskirche den ersten Gottesdienst in der neuen Heimat mit Pfarrer Isaac de Bermond. Bereits am 7. Juli 2024, zwei Tage vor dem Jahrestag, fand in der Französisch-Reformierten Kirche an der Herrngasse der Festgottesdienst zum 325-Jahre-Jubiläum statt, gewürdigt wurde auch das 2024 anstehende Jubiläum „850 Jahre Waldenser“.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, sagte in seiner Predigt: „Aus der Geschichte von der Sturmstillung, aber auch aus der Geschichte der Hugenotten und der Waldenser, können wir etwas lernen: Mit Jesus unterwegs zu sein, bedeutet nicht, dass es eine ruhige Bootsfahrt wird." Doch der Glaube gebe Kraft in schwierigen Lebzeiten. Jung erwähnte in seiner Predigt, dass zwischen der EKHN und den Waldensern eine Partnerschaft besteht. Er wird Ende August an der Jubiläumsfeier der Waldenser im italienischen Torre Pellice teilnehmen.

Für den Gemeindepfarrer der Französisch-Reformierten, Ludwig Schneider-Trotier, ist die Idee des Hafens, das Engagement für Menschen, die in Bedrängnis sind, von Bedeutung. „Es passt noch immer zu uns“. Wichtig ist ihm Gemeinschaft, sie schlage sich auch in der Raumgestaltung der Französisch-Reformierten Kirche nieder: ein Rund, das die Gemeinde und gegenüberliegend die Bänke für Presbyterium und Diakonie umfasst - „und mittendrin die Bibel“.

Sie inspiriert auf vielerlei Weise: In den vergangenen Jahrzehnten hat die ökumenische Initiative „Essen und Wärme“ in der Französisch-Reformierten Gemeinde ihren Ausgang genommen, inzwischen ist sie aus Offenbach nicht mehr wegzudenken und hat an weiteren Orten viele Mitwirkende gefunden. Der Inklusive Gottesdienst an jedem dritten Sonntag im Monat gehört zum Gemeindeprofil. Schneider-Trotier freut sich, dass frankophone Christinnen und Christen aus dem Kamerun und Kongo sich hier zu Hause fühlen, neuerdings werden auch englischsprachige Gottesdienste gehalten.

Vielfalt als Bereicherung: Der EKHN-Kirchenpräsident hob in seiner Predigt die handwerklichen Fähigkeiten, die mit den Geflüchteten in die Stadt kamen, hervor. Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber schrieb in seinem Grußwort: „Die Entwicklung Offenbachs ist ohne die Fähigkeiten, der unter Lebensgefahr in die Glaubensfreiheit geflüchteten und in Offenbach aufgenommenen Hugenotten und Waldenser unvorstellbar. Die neuen Offenbacher haben zum Beispiel die Fähigkeit zur Herstellung feiner Lederwaren mitgebracht und weiterentwickelt.“

Im Jubiläumsgottesdienst trug Presbyter Ulrich Désor im Stile des Pasteur Isaac de Bermond eine Perücke und Kluft, auch andere entschieden sich für historische Textilien. Für das Erinnerungsfoto posierten vor der Kirche von links: Pfarrerin Corinna Englisch-Illing (Gebärdensprache), Ulrich Désor, Presbyterin Karin Rudolph, Kirchenmusiker Olaf Joksch-Weinandy, Marianne Jahnke (Konsistorium), Gemeinde-Pfarrer Ludwig Schneider-Trotier, Dorothea Sanwald (für die Diakonie), Präses Michael du Bois, Heidemarie Schneider (Konsistorium), EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung und von der Pfadfinderschaft Wildcats, Sebastian, Emma, Lukas und Marius.

Der Festgottesdienst mündete in ein Sommerfest im gegenüberliegenden Pfarrgarten, begleitet von viel Musik. Christine Torres spielte Querflöte, Jacqueline Massing sang Geistliche Lieder aus Kamerun. „Viele klatschten, sangen und tanzten dazu“ und: „Alteingesessene aus Offenbach feierten mit frankophonen und englischsprachigen Migranten in der Französisch-Reformierten Gemeinde in der Herrnstraße ein fröhliches Fest“ – lautet das Resumee von Pfarrer Schneider-Trotier.


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Bettina Behler 312 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach