Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe informieren sich in Sizilien
Evelyn Burger, Gertraude Friedeborn, Ester Hug und Peter Schulz engagieren sich seit Jahren in Frankfurt für Geflüchtete. Sie möchten sich vor Ort über die Situation informieren und hoffen auf Anregungen für ihr eigenes Engagement.
„Lampedusa-Flüchtlinge waren in Frankfurt im Kirchenasyl, um zu verhindern, dass sie wieder nach Italien abgeschoben werden. Ich hoffe, durch die Reise ihre Fluchterfahrungen besser verstehen zu können“, sagt Gertraude Friedeborn. Ähnlich äußert sich Esther Hug, die ebenfalls Flüchtlinge betreut, die über Italien nach Europa kamen. Was derzeit in Italien passiert und wie die Flüchtlingsinitiativen auf die neue Entwicklung reagieren, will Peter Schulz bei den Gesprächen und Begegnungen herausfinden. „Ich frage mich, wie das auszuhalten ist, wenn man so unter Druck steht.“
Nach dem Regierungswechsel in Italien ist die Arbeit der Flüchtlingsinitiativen schwieriger geworden. Ihr Engagement wird mitunter kriminalisiert. So dürfen Schiffe von Nichtregierungsorganisationen, die Flüchtlinge aus dem Meer retten, in italienischen Häfen nicht mehr anlegen. Noch im vergangenen Jahr waren die meisten Menschen, die vor Verfolgung, Krieg und Gewalt, Armut und Klimawandel flüchteten, über Italien nach Europa gelangt. Durch die Abschottungspolitik Italiens ist die Zahl in diesem Jahr deutlich zurückgegangen.
Erstes Ziel der Begegnungsreise ist das Projekt „Mediterranean Hope“ der Föderation Evangelischer Kirchen in Palermo. Dort sind auch Gespräche mit weiteren Nicht-Regierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen geplant. Außerdem trifft sich die Gruppe mit einem Vertreter der Waldenserkirche, die selbst lange Migrationserfahrungen hat.
Der Bürgermeister von Palermo wird den Ehrenamtlichen aus Hessen über verschiedene Projekte zur Integration von Flüchtlingen berichten. Auf dem Programm steht unter anderen noch ein Austausch mit der Antimafia-Organisation „Libera“. Nach Medienberichten werden auf süditalienischen Tomatenplantagen, die von der Mafia kontrolliert werden, Flüchtlinge als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.
„Ich wünsche mir, dass europaweit Stimmen laut werden, die Respekt, Würde und Menschenrechte einfordern. Auf Sizilien können wir Hoffnungsgeschichten von Menschen hören, denen es gelingt, etwas Positives mit Geflüchteten zu entwickeln. Begegnung schafft Solidarität. Zu erkennen, nicht allein, sondern viele zu sein, ist ermutigend“, betont Pfarrerin Sabine Müller-Langsdorf vom Zentrum Ökumene der hessischen Landeskirchen, eine der Organisatorinnen der Reise.
Das Motto der Italien-Fahrt lautet „Europa mit menschlichem Antlitz“. Es ist nach der Reise auf die griechische Insel Lesbos im vergangenen Jahr die zweite Unternehmung zum Austausch mit Flüchtlingsinitiativen in Europa.
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