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Die Telefonseelsorge ist jetzt auch über Mail und Chat erreichbar

Seelsorge ist in Corona-Zeiten stärker nachgefragt als sonst. Weil gerade jüngere Menschen oft lieber mailen als telefonieren, kann man die Evangelische Telefonseelsorge jetzt auch auf diesem Weg erreichen.

Auch per Mail kann man sich jetzt an die Telefonseelsorge wenden. | Foto: Glenn Carstens-Peters, unsplash
Auch per Mail kann man sich jetzt an die Telefonseelsorge wenden. | Foto: Glenn Carstens-Peters, unsplash

Was zunächst einfach wie eine längst fällige Erweiterung und Anpassung an die Medienwelt aussieht, verändert den Charakter des Beratungsgeschehens der Telefonsselsorge ziemlich. Wie der für das Projekt verantwortliche stellvertretende Leiter Markus Mütze bei einer Pressekonferenz ausführte, wird der Rund-um-die-Uhr-Dienst der Telefonseelsorge von 75 Ehrenamtlichen geleistet, die dafür eigens ausgebildet wurden. Für den neuen Online-Dienst absolvierten sie nochmals eine 35-stündige Qualifikation.

Alle Berater:innen bleiben anonym, auch im neuen Online-Dienst. Alexander zum Beispiel (so sein Pseudonym) kommt aus der IT-Branche und arbeitet schon seit sechs Jahren ehrenamtlich in der Telefonseelsorge. Er ist einer der ersten, die in dem neuen Projekt mitwirken. „Im Unterschied zum gesprochenen Wort fehlt bei der Mail die Interaktion, die Emotionalität“, sagt er. Schriftlich könne man auch nichts mehr zurücknehmen, relativieren. „Hier benötigt man Fingerspitzengefühl.“ Aber die Mail biete andererseits für Ratsuchende die Möglichkeit, sich etwas von der Seele zu schreiben, was oft schon eine Entlastung sei.

Während es bei Telefonanrufen keine Möglichkeit gibt, bei Folgeanrufen wieder mit derselben Berate:rin zu sprechen, wechselt die Ansprechpartne:rin beim Mailkontakt nicht. Insofern wird die Beziehung tiefer, sagt Markus Mütze.

In der Frankfurter evangelischen Telefonseelsorge werden jährlich rund 12.000 Gespräche geführt. Sie ist eine von 105 Stellen in Deutschland, die unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 erreichbar sind. Wie die Leiterin der Frankfurter Telefonseelsorge, Pfarrerin Bettina Tarmann, ausführte, ist die Anzahl der Anrufe in der Corona-Zeit gestiegen. „Wir haben zeitweise sogar eine zweite Leitung besetzt.“

Mit dem Medium Telefon erreiche man vor allem Menschen über 35 Jahre, während das Online-Angebot von Jüngeren genutzt werde. Hier sei der Bedarf bundesweit um 40 Prozent gestiegen. Zu erreichen sind die neuen Angebote unter online.telefonseelsorge.de.

Wer selbst in der Telefonseesorge ehrenamtlich mitarbeiten möchte, erhält eine qualifizierte einjährige Ausbildung. Voraussetzung dafür sind Selbstreflexionsfähigkeit, Offenheit für fremde Lebensentwürfe und psychische Stabilität. In der Ausbildung werden unter anderem Gesprächsführung und verschiedene Fachthemen wie der Umgang mit Trauer, psychischen Erkrankungen oder Suizidalität vermittelt. Die Bewerbungsphase für die Jahresausbildung beginnt jeweils im März, die Ausbildung selbst jeweils nach den Sommerferien. Interessierte wenden sich an Telefon 069 28 28 90.


Autor

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.

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