Die neue Offenheit am Brunnenweg
An Pfingstsonntag kann die Gemeinde das neue Gemeindehaus und die Außenkirche am Brunnenweg in Form eines Festgottesdienstes beziehen. „Nach der Zeit der Anstrengung und eines großen gemeinsamen Kraftaktes freue ich mich, dass wir das neue Gemeindehaus in Betrieb nehmen können. Als Pfarrerin freue ich mich besonders darauf, mit der Gemeinde zusammen neue Formen der Verkündigung auszuprobieren und die unterschiedlichen Räume, die das neue Gebäude bietet, gottesdienstlich zu erkunden“, begrüßt Pfarrerin Saskia Awad die Neuerungen.
Vollendet wurde mit dem von dem Frankfurter Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt geplanten Ensemble ein im September 2020 begonnenes Bauprojekt. Bei dem Zusammengehen der Lukas- und Matthäusgemeinde im Januar 2016 wurde es ins Auge gefasst: Konzentration an einem Standort.
Im Zuge dessen wurde das Matthäus-Areal an der Ostpreußenstraße aufgegeben. Aus einer Versammlungsfläche von 766 Quadratmetern, 159 davon Lukasgemeinde, 607 Quadratmeter Matthäusgemeinde, sind nun 90 Quadratmeter geworden, das entspricht der kirchlich vorgesehenen Sollfläche.
Beide Gemeinden verfügten bei der Fusion über äußerst renovierungsbedürftige Gemeindehäuser aus den sechziger Jahren. Der Verkaufserlös der Matthäus-Immobilien hat maßgeblich zur Finanzierung des neuen rund 3,6 Millionen kostenden Ensembles beigetragen. Den Bauherren und Architekten war es ein Anliegen, auch etwas aus dem Matthäus-Gemeindehaus hinüberzunehmen – eine biblische Figurengruppe wird in dem neuen Gemeindehaus angesiedelt.
Ein Ensemble mit vielen Perspektiven und Möglichkeiten
Unter der Adresse Brunnenweg 102 finden sich die Kirche und die Kindertagesstätte der Lukas- und Matthäusgemeinde. Zwischen dem unter „104“ firmierendem Neubau Gemeindehaus und Außenkirche ist ein mit hellen Platten ausgelegter Kirchplatz mit Sitzbank entstanden von rund 350 Quadratmetern. Er lädt zu Geselligkeit ein, ist Treff-, Dreh- und Angelpunkt. Zum Brunnenweg nach Süden steht ein „Straßenaltar“, dem Straßen- und Stadtraum zugewandt, macht er die kirchliche Nutzung des Ensembles deutlich und zeigt auch den Gemeindenamen. „Die zum öffentlichen Platz offene und einladende Positionierung des neuen Gemeindehauses bildet den Anfang zur Weiterentwicklung des kirchlichen Standorts am Brunnenweg. Neben der Gestaltung qualitativ hochwertiger Innenräume, wurde der Fokus auf eine für die Stadtgesellschaft und Gemeinde gut funktionierende Außenraumgestaltung gelegt“, äußert der Leiter der Bauabteilung des Evangelischen Regionalverbandes, Cornelius Boy, anlässlich der bevorstehenden Eröffnung.
Die rund 280 Quadratmeter umfassende Außenkirche kommt ohne Dach aus, ein Segel schützt vor Sonneneinstrahlung. Nach oben hin sichtbar sind allein Himmel und Bäume. Ein in Richtung Gersprenzweg geneigtes Oberlicht setzt analog zum klassischen Kirchturm einen städtebaulichen Höhepunkt. Der Lichteinfall verleiht Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen einen besonderen spirituellen Impuls. Altar, Ambo und Himmelsleiter sind wie die Mauern aus hell lasiertem Sichtbeton gefertigt – der Außenbau und sein Inhalt verbinden sich so zu einer Material-Einheit und damit zu einer besonderen Anmutung.
Anja Brückner, seitens der Bauabteilung des verantwortlichen Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach Projektleiterin dieses Vorhabens, sagt, entstanden sei an diesem Ort „ein Gebäude mit moderner Formensprache, das nun durch die Gemeinde mit Leben gefüllt wird. Es spiegelt das Leitbild des Reformprozesses ,ekhn 2030‘ wieder, ,Kirche kann mehr‘.“ Auch Prodekanin Amina Bruch-Cincar, im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach für Frankfurts Süden und Osten und Offenbach zuständig, ist der Auffassung. „In der Lukas-Matthäusgemeinde ist ein Gebäude entstanden, das gerade in seiner ebenso offenen wie kompakten Bauweise als zukunftsweisend gelten darf. Das Haus eignet sich wunderbar für Gottesdienste, für Geselligkeit, für Kinder und Senioren und für die vielen kreativen Ideen, die der Kirchenvorstand mit seiner Pfarrerin auf den Weg bringt.“
Hohe Umweltstandards
Die Gemeindehausfassade ist in einem dunklen Farbton gehalten. Eingefügt sind Türen und Fensterrahmen, die aus Eiche gefertigt sind, was dem Bau eine würdige Erscheinung verleiht. Sowohl das Gemeindehaus als auch die helle Außenkirche säumen Grünanlagen, in den Kirchplatz sind Rasenflächen eingelassen. Vor dem Gemeindehaus findet sich ein Hochbeet, vor der Außenkirche recken sich erste Gräser nach oben. An einer Pergola ranken Weinreben, die einen biblischen Bezug erlauben.
Ingrid Borretty, stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende, freut sich an den Reben, an den neuen Möglichkeiten, Flohmärkte auf dem Kirchplatz zu veranstalten, Gottesdienste in besonderer Atmosphäre zu feiern. Sie hebt in ihrem Statement zu den neuen Bauten aber auch die umweltfreundliche Fußbodenheizungstechnik im Gemeindehaus hervor. Sie wird gespeist durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die aus der Umgebungsluft ihre Energie gewinnt. Das Regenwasser der Dach- und befestigten Außenanlagenflächen wird nicht in die Kanalisation eingeleitet, sondern mittels eines eigens dafür errichteten Privatkanals in den Tempelseeweiher geführt. Damit leistet das Bauvorhaben einen Beitrag zur lokalen, dezentralen Regenwasserbewirtschaftung und zum Ziel der Stadt Offenbach „Schwammstadt“ zu werden.