Diakonie kritisiert steigende Armut in Hessen und schlägt konkrete Maßnahmen vor
Immer mehr Menschen in Hessen sind von Armut bedroht. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts für 2018. Die Armutsrisikoquote lag demnach in Hessen im Jahr 2018 bei 15,8 Prozent . Sie ist damit im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. „Wir blicken mit Sorge auf diese Entwicklung“, sagt Felix Blaser, Referent für Armutspolitik bei der Diakonie Hessen. „Die Politik muss entschlossener gegen Armut vorgehen und alles daransetzen, Armut zu verhindern.“
Besonders betroffen sind Erwerbslose, Alleinerziehende, Familien mit mehr als zwei Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder. Ihr Einkommen betrug im Durchschnitt weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens, für einen Einpersonenhaushalt waren das 1.060 Euro.
„Fast eine Million Menschen verfügten in Hessen über so geringe Mittel, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in unserer Gesellschaft als Minimum angesehen wird. Ein menschenwürdiges Leben geht in Deutschland nur mit mehr Geld. Dafür brauchen wir höhere Grundsicherungsleistungen“, kritisiert Blaser.
Das Armutsrisiko hänge auch vom Wohnort ab. Mit 14,1 Prozent war die Armutsgefährdungsquote im Rhein-Main-Gebiet noch eher niedrig (in Mittelhessen lag sie bei 19,5 Prozent), aber ein Viertel der Menschen in den Städten erleben die steigenden Mieten als Belastung. Während die Einkommen in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt um knapp acht Prozent zugelegt hätten, seien die Mieten um 17 Prozent gestiegen. Hinzu komme, dass sich die Gehälter in den unteren Einkommensgruppen nur unterdurchschnittlich entwickelt hätten. Blaser: „Die steigenden Einkommen gleichen die zusätzliche Mietbelastung nicht aus. Wenn ein Wohnungswechsel ansteht, ist es für diese Haushalte fast unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden.“
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum liegt laut Blaser auch daran, dass sich die Zahl der Sozialwohnungen in Hessen in den letzten 25 Jahren auf nur noch rund 90.000 halbiert habe. „Die Rechnung geht nicht auf. Derzeit suchen über 50.000 Menschen in Hessen eine Sozialwohnung, die einen nachgewiesenen Anspruch darauf haben. Ohne die Unterstützung durch die Kommunen und Kreise geht es nicht. Das Land Hessen muss für mehr Sozialwohnungen sorgen. Solange es die nicht gibt, müssen Kommunen und Landkreise die tatsächlichen Mietkosten für die Haushalte übernehmen, die Sozialleistungen beziehen.“
Die Forderungen der Diakonie Hessen zur Bekämpfung der Armut in Hessen im Überblick:
- Das Land Hessen muss sich im Bundesrat für eine Erhöhung der Grundsicherungsleistungen einsetzen.
- Das Land Hessen mit ihren Kommunen und Kreisen muss seine Anstrengungen zur Errichtung von Sozialwohnungen wesentlich erhöhen.
- Die tatsächlichen Mietkosten für Haushalte mit Sozialleistungsbezug müssen in der Zwischenzeit von den Landkreisen übernommen werden.
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